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Die fußballerische Arroganz machts

■ Sonntag um 20 gastiert der HSV, getragen von neuem fußballerischen Lebensgefühl, bei „Gerupft“ Dynamo Dresden

Die Saison ist noch jung, aber nach den ersten fünf Spieltagen ist ein Punktekonto von 8:2 ein weit anderes Ergebnis, als irgendwo mitten in der Spielzeit. Vor allem, wenn damit ein zweiter Platz verbunden ist, auch wenn dieser sich durch nur zwei Niederlagen wieder in einen Platz zwölf verwandeln könnte. Da wird die reelle Stärke der besiegten Mannschaften ebenso erfolgreich verdrängt wie ein „Wunder“ (BILD) herbeigeredet ist. Und siehe Leverkusen, die „self-fullfilling-Prophecy“ gelingt. Plötzlich glaubt eine Mannschaft an sich selbst und ihre alten (von Heesen) und neuen (Ivanauskas) Leithammel und spielt richtigen Fußball statt Gebolze. Mit solchen Selbsttäuschungen über die eigene Potenz ist Kaiserslautern neulich sogar Meister geworden.

Keine guten Vorzeichen also für die Elbflorentiner, die nach dem „bunten“ Abend bei Dortmund mit einem Rumpfkader antreten müssen und denen, was wahrscheinlich viel wichtiger ist, das Selbstmitleid in den Knochen stecken wird. Denn schließlich ist Sport eine irrationale Angelegenheit bei der, das wissen wir von Uli Hoeneß, die Arroganz den Ausschlag gibt. Mit dem unarrogantesten Trainer der Liga (Sigi Held) und Spielern, die bei Interviews ihre Muttersprache (Sächsisch) zu unterdrücken versuchen, wird der Stand schwer. Da hilft nur Götz von Berlichingen und eine erlebnishungrige Ersatzbank. Und, siehe oben, es waren diese weiteren Faktoren, mit denen die Provinzelf aus Kaiserslautern neulich Meister wurde. Etwas davon und Dresden gegen Hamburg wird ein spannendes Spiel.

tlb

Dynamo Dresden: Müller – Pilz – Schößler, Rath – Penksa, Stevic, Rösler, Kmetsch, Jeremies – Marschall, Rank

HSV: Golz – Kostner – Babbel, Kober – Spörl, von Heesen, Hartmann, Letschkow, Albertz – Bäron, Ivanauskas.

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