Rote Flora-Gutachten: Kein Wort vor der Wahl

■ Unbequeme Ergebnisse einer Architekten-Studie bleiben unter Verschluß

Seine Ergebnisse werden in der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) auf Druck von oben als „streng vertraulich“ behandelt. Kein Wort vor der Wahl. Denn was da in den Steb-Schubladen bereits seit Juni schlummert, dürfte für politischen Zündstoff sorgen: ein Architekten-Gutachten über die Kosten der verschiedenen Modelle zur Sanierung der „Roten Flora“. In der Analyse des Architektenbüros Volker Doose wurden nach dem Bausteinprinzip alle denkbaren Modelle untersucht, das Stadtteilzentrum zu sanieren und das vom Senat geforderte Kindertagesheim in der Flora oder einem angrenzenden Neubau unterzubringen.

Dabei kommt das Gutachten nach Informationen der taz zu dem eindeutigen Ergebnis, daß die von den RotfloristInnen eingebrachten Neubau-Vorschläge kostengünstiger sind als das Senatskonzept. Henning Voscherau und Innensenator Werner Hackmann bestehen darauf - zwecks besserer Kontrolle des linken Szene-Treffs - die Kindertagesstätte im ersten Stock des Stadtteilzentrums unterzubringen. Eine Lösung, die die RotfloristInnen als „Teilräumung“ bewerten und die nach Gutachterauffassung die teuerste Variante wäre.

Der Versuch der GAL-Abgeordneten Anna Bruns, per Kleiner Senats-Anfrage diese für die SPD-Hardliner unbequemen Ergebnisse nun auch ans Licht zu bringen, wurde von den Behörden massiv abgeblockt. Die Gutachterergebnisse unterliegen „dem geschützten Internbereich des Senats“, heißt es in der gestern veröffentlichten Antwort. „Zum Schutz der ungestörten Willensbildung im Senat“ werde das Papier „jedem Einblick eines Außenstehenden“ entzogen.

„Dreister kann man nicht zum Ausdruck bringen, daß der SPD-Senat kein Interesse an der politischen Willensbildung außerhalb seiner Schutzzone hat“, bewertet Anna Bruns die Antwort, die keine ist. Marco Carini