: Senioren suchen Nachwuchs-Omas
■ Der „Oma-Hilfsdienst“ springt ein, wenn Kinder Alleinstehender erkranken
Berlin ist die Hauptstadt der Alten, aber unternehmungslustige Großmütter scheint es immer weniger zu geben. Jedenfalls ist der „Oma-Hilfsdienst“ dringend auf der Suche nach Nachwuchs. Das sagte die Leiterin der Selbsthilfegruppe, Edith Möller, am Donnerstag bei der Vorstellung verschiedener Seniorengruppen in der Selbsthilfe-Kontaktstelle Tiergarten.
Die Oma-Selbsthilfe gibt es seit 1981. Sie kümmert sich um die kranken Kinder Alleinerziehender. Derzeit sind nur 25 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen für den Hilfsdienst tätig – zu wenig für die vielen Nachfragen: „Bei uns geht es zu wie bei der Feuerwehr“, sagte Ober-Oma Edith Möller.
Organisiert wird die freundliche Kinderbetreuung durch ein Mitgliedssystem: Alleinstehende Mütter oder Väter zahlen einen Mitgliedsbeitrag von 20 DM im Monat und können dann, wenn ihr Kind erkrankt, mit einer Ersatz-Oma rechnen. Diese kommt dann entweder zum Kind oder läßt es sich bringen und kümmert sich dann so lange um die Kranke, wie es nötig ist. Edith Möller: „Das ist eine sehr intensive Beziehung zwischen Oma und Kind, da sich die Oma, anders als vielleicht die Mutter, nur ums Kind kümmert, nicht aber ums Saubermachen oder Einkaufen.“ Wichtig dabei, so Edith Möller, sei, daß man nicht in die Erziehung reinpfusche. In der Beratungsstelle Tiergarten stellten sich auch noch andere Selbsthilfegruppen für Senioren vor. Das Werkshaus Anti-Rost, ein „Projekt für Menschen, die ihren Ruhestand genießen, bewußt erleben und aktiv gestalten wollen“ (Eigenbeschreibung), wendet sich an alle, die auch nach ihrer Pensionierung ihre berufliche Erfahrung in neue Formen der Arbeit einbringen wollen.
Im Angebot dieser Gruppe stehen u. a. Glasmalerei, Offsetdrucken und Tischlern. Außerdem organisiert Anti-Rost eine Handwerkergruppe, die für einen Stundenlohn von 13 Mark plus Materialkosten bei kleineren Reparaturen und Renovierungsarbeiten sozial Schwächeren helfen kann. Diese Gruppe setzt sich aus ehemaligen Handwerkern zusammen.
Als drittes Projekt präsentierte sich der BANA-Laden. Dort arbeiten nur Menschen, die das Weiterbildungsstudium „Berliner Modell: Ausbildung für nachberufliche Arbeitsbereiche“ absolviert haben. Die Mitarbeiter wollen durch dieses Zusatzstudium und durch ihre Berufs- und Lebenserfahrung in den Stadtteilen als Berater und Helfer in den vielfältigsten Bereichen Hilfe zur Selbsthilfe geben. Dazu gehören Anleitungen zu den Themenbereichen Ernährung, Umweltschutz und Stadtentwicklung. bö
Nähere Informationen zu den drei Projekten gibt es bei der Selbsthilfe- Kontaktstelle Tiergarten, Telefon: 394 63 64
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