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Fest im Sattel

■ Fahrradsitze für Kinder sind bequemer und sicherer geworden - und erschwinglich / Öko-Test-Magazin testete die Sitze für die Kleinen / Sitze nur für mindestens Einjährige geeignet

Juri tritt schon selber in die Pedale eines Rades. Auf dem Weg zum Kindergarten wird er aber noch auf Mamas Fahrrad mitgenommen. „Manchmal habe ich Angst, daß der Sitz nach hinten wegkippt“, sagt Monika Mutzbauer. Ihre Angst ist berechtigt, denn sie hat einen Kindersitz, der nur am Gepäckträger eingehängt und dort mit einer Klemme festgemacht wird.

Solch ungenügende Befestigung war früher häufig ein Mangel. Dazu kam, daß die Füße der Kinder nicht ausreichend geschützt waren. Inzwischen sind diese Unzulänglichkeiten – zumindest bei Sitzen, die mit mit dem GS-Zeichen für „geprüfte Sicherheit“ gekennzeichnet sind – beseitigt. Entweder sind die Sitzschalen so konstruiert, daß die Füße nicht mehr in die Speichen kommen, oder es gibt zusätzliche Speichenabdeckungen.

Entscheidend für die Sicherheit der Kinder ist auch die Sitzfläche. Sie sollte sattelförmig und im Schrittbereich erhöht sein. Damit das Kind nicht nach vorn rutscht, muß das Polster fest mit dem Sitz verbunden sein. Für die Bequemlichkeit bieten Hersteller Schalensitze mit Rückenlehne und Kopfstützen an.

Ein Helm gehört dazu

Bei soviel Komfort wird der Nachwuchs beim Mitfahren nicht so schnell zappelig. „Kopfstützen bieten keinen zuverlässigen Schutz bei Unfällen“, schränkt Professor Volker Briese, Verkehrspädagoge an der Universität Bielefeld, allerdings ein. Ein guter Helm sollte somit auch für Kids selbstverständlich sein.

Ob der Sprößling vorne oder hinten sitzen soll, darüber sind sich die Experten uneins. Diejenigen, die zum Transport hinten raten, gehen davon aus, daß der Radler bei einem Verkehrsunfall in ein Auto hineinfährt, hinten sitzende Kinder somit weniger gefährdet sind. Bisher gibt es jedoch keine umfassenden Untersuchungen darüber, wie Zusammenstöße zwischen Pkws und Radlern überhaupt verlaufen: „In 80 Prozent wird das Fahrrad von der Seite getroffen“, sagt Peter Blöcher, der Fahrradbeauftragter der Stadt Frankfurt ist.

Vorne oder hinten sitzen, ist die Frage

Ulrike Saade, Geschäftsführerin beim Bund selbstverwalteter Fahrradbetriebe, plädiert insbesondere aus zwischenmenschlichen Gründen für den vorderrädrigen Transport: „Wenn Fahrer und Kind dasselbe sehen, können sie sich unterhalten.“ Außerdem sehe die radelnde Mutter oder der strampelnde Vater sofort, wenn der Sproß versucht, die Haltegurte des Sitzes zu öffnen.

Für den Kinder-Transport hinten auf dem Rad spricht: der Sitz kann mit einer bequemen Rückenlehne versehen werden, das Kind ist gegen Wind und Staub geschützt, und das Lenken fällt leichter.

Grundsätzlich spielen beim Mitfahren Alter und Gewicht eine Rolle: Der Zwerg sollte nicht jünger als ein Jahr sein und nicht älter als sechs. Wer vorne sitzt, darf maximal 15 Kilo wiegen, wer hinten thront, nicht mehr als 22 Kilo. Annette Sabersky

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