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Nahost: Warten auf den Frieden

■ Anerkennung Israels in der PLO stark umstritten / Jordanisch-israelisches Abkommen angeblich unterschriftsreif

Tel Aviv/Tunis/Paris (taz/AP/ AFP) – Noch immer herrscht Unklarheit über eine gegenseitige Anerkennung Israels und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Gestern kursierten in Israel drei Szenarien zu dem Schritt. Laut einer Version sollen der israelische Außenminister Peres und der PLO-Funktionär Abu Masen (Mahmud Abbas) in der kommenden Woche in Washington ein entsprechendes Abkommen unterschreiben. Nach einer anderen Version werden Israels Regierungschef Rabin und der PLO-Vorsitzende Arafat in Kairo zusammentreffen und das Papier signieren. Laut der dritten Variante sollen die palästinensische und die israelische Delegation bei den Friedensgesprächen nur das zwischen der PLO und der israelischen Regierung ausgehandelte Abkommen über eine Autonomie des Gaza-Streifens und Jerichos unterschreiben. Die gegenseitige Anerkennung würde verschoben.

Die Anerkennung Israels und das Autonomieabkommen sind in der PLO umstritten. Arafat wurde gestern in Tunis von Mitgliedern seiner eigenen Organisation Al- Fatah heftig angegriffen. Grundlegende Punkte wie der Status Jerusalems und die Frage israelischer Siedlungen in den besetzten Gebieten seien außer Acht gelassen worden. Dessen ungeachtet bereitet Arafat die PLO darauf vor, in Jericho und im Gaza-Streifen bald die Gewalt auszuüben. Im Jemen wurde gestern bekannt, daß er die Kommandeure seiner dort stationierten bewaffneten Einheiten angewiesen hat, ihre Untergebenen als Polizisten auszubilden.

In der Westbank wurde gestern ein israelischer Soldat aus einem Hinterhalt erschossen. In einem Krankenhaus im Gaza-Streifen wurde ein Palästinenser erstochen, der angeblich mit den israelischen Besatzern kollaboriert hatte. Die Morde sollen auf das Konto der islamistischen Hamas-Bewegung gehen, die das Abkommen ablehnt.

Der israelische Außenminister Peres versucht unterdessen bei europäischen Regierungen Entwicklungshilfe für die besetzten Gebiete zu bekommen. Nachdem er am Donnerstag in Brüssel mit dem Präsidenten der EG-Kommission Delors gesprochen hatte, traf er gestern in Paris mit seinem Amtskollegen Alain Juppé zusammen. Ein Gespräch mit Präsident Mitterrand war für den Abend geplant.

Der Alleingang der PLO hat offensichtlich beschleunigende Wirkung auf die Verhandlungen Israels mit den anderen arabischen Staaten. In Brüssel hatte Peres erklärt, eine Einigung mit Jordanien sei so gut wie unterschriftsreif. Der Leiter der syrischen Delegation in Washington, Allaf, sagte am Donnerstag abend, den beiden Seiten sei es gelungen, „sich auf die ersten vier Artikel einer gemeinsamen Grundsatzerklärung zu einigen“.

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