: Neu im Kino: „Al Oud“
■ Biblische Laute
Kains Sohn war nach einer arabischen Legende der erste, der aus Holz eine Oud baute. Kein Wunder also, daß sowohl das deutsche „Laute“ wie das englische „wood“ sich aus diesem Wortstamm ableiten. In dem Dokumentarfilm „Al Oud“ von Fritz Baumann sehen wir einem Instumentenmacher in einem Hinterhof Kairos dabei zu, wie er eine Oud baut. Ein schönes, wohlklingendes Meisterwerk entsteht vor unseren Augen, und die Kamera folgt dem Saiteninstrument auf seinem abenteuerlichen Weg durch die Hände von Verkäufern, Virtuosen, musikalischen Globetrottern, Dieben und sudanesischen Bluessängern.
Mit „Al Oud“ beginnt das Kommunalkino heute abend seine neue Filmreihe „Klangbilder“. Einmal im Monat wird dort die „Musik der Welt im Film“ präsentiert; in den nächsten Monaten mit Beispielen zu den Themen Tango, populäre Songs der englischen Arbeiterklasse, Cajun und klassische indische Musik. Vor den Filmen gibt es kurze Einführungen.
In Baumanns Film wird der inszenierte Handlungsstrang nur ganz knapp angedeutet. Er bildet nicht viel mehr als die Reiseroute des Films. Klassisch arabische Kompositionen, ägyptische Popmusik, leidenschaftliche Liebeslieder und nubische Tänze werden von den verschiedenen Musikern/Darstellern gespielt. Und so sinnlich, poetisch wie die Oud klingt sind auch die Bilder dieses Films. Baumann erklärt nichts — stattdessen versucht er mit athmosphärisch dichten, wunderschön fotografierten Impressionen das Lebensgefühl dieser arabischen Kultur nachzuzeichnen.
Im hektischen und chaotischen Kairo schafft so der Klang der von einem Meister gespielten Oud ein mystisches Refugium. Tanzende Derwische im Gewühl der Großstadtstraßen und dann die Ruhe und Leere der Wüste bei Assam; Szenen im nubischen Harem und von Aufnahmen in einem modernen Tonstudio: Baumann bewegt sich in dieser arabischen Welt zwischen jahrtausentalter Tradition und Alltag mit erstaunlicher Einfühlungsgabe und Sicherheit. Und nie tappt er in die Falle, sich nur auf die schöne Bilder zu verlassen — und das ist im fast komplett abgelichteten Ägypten eine beachtliche Leistung. Wilfried Hippen
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