: Halbzeit mit Wurst und Bier
■ Die CDU feiert ein feuchtfröhliches Sommerfest und will Bremens Probleme lösen
hierhin bitte die CDU
Die Abrechnung der CDU mit der herrschenden Politik der Ampel-Koalition sah am Samstag auf dem Marktplatz mehr nach einem verspäteten Sommerfest aus. Zwar hieß das Thema „Die Ampel versagt. Wir wollen handeln“ und wurde verkündet, die Koalition zeichne sich durch „Selbstblockaden, Unfähigkeit und Skandale“ aus, doch die Politik saß hinter Kuchen und Bockwürsten in der zweiten Reihe. Statt politischer Parolen schallte Schunkelmusik aus den Lautsprechern, die CDU-Prominenz schüttelte Hände und zu den Ständen mit Flugblättern mußten sich interessierte BesucherInnen durch die Schlangen vor den Freßbuden kämpfen. Der unbedingte Wille zur Übernahme der Regierung wich der hanseatischen Gemütlichkeit.
Dabei fand die große Oppositionspartei harsche Worte für die Lage Bremens unter der Führung von SPD, Grünen und FDP: der Ampelsenat sei dabei, die „historische und letzte Chance Bremens zu verspielen“, nämlich das Sanierungsprogramm zu gefährden. Es werde zuwenig gespart, die nötigen Investitionen würden verhindert, Klaus Wedemeier sei „Bürgermeister auf Abruf“ und damit nicht handlungsfähig. In der Stadt selbst herrsche „absichtliches Verkehrschaos durch unkoordinierte Baustellen“, trotz der Rolle Bremens als „Zentrum der Kriminalität“ werde die Polizei reduziert, die Drogenkriminalität nehme überhand, 11.000 Menschen suchten eine Wohnung, das Schulsystem leiste zuwenig und sei zu teuer...
Mit der CDU soll alles besser werden, Neuwahlen müssen her, hieß es auf einem Flugblatt. Durch den „Verkauf öffentlicher Unternehmen und konsequentes Sparen“ sollen die Finanzen Bremens gestärkt werden, das „absichtlich geschaffene Verkehrschaos beseitigt“ und der Autobahnring um Bremen vollendet werden. Die CDU will die „humane Leistungsschule“ und eine Stunde mehr Arbeit für Lehrer, ein Lärmkataster für die Lärmbelastung der Straßen, eine Erhöhung der Wohnungsbaufördermittel, Sanierung statt Schließung der Müllverbrennungsanlage.
„Gezielte Polizei-Einsätze“ sollen den Drogenhandel einschränken, „keine Legalisierung von Drogen“ ist das Motto der Christdemokraten, die daher auch einen Stand „Keine Macht den Drogen“ auf dem Marktplatz errichtet hatten - in trauter Nachbarschaft mit dem Bierausschank.
Etwas abseits stand eine kleine Gruppe der „Arbeitsgemeinschaft arbeitloser Bürger“ (AGAB) und hielt ein Transparent gegen die Bundespolitik der CDU in den Wind: „Erst leert Ihr die Kassen, dann plündert Ihr die Armen; nicht mit uns“.
bpo
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