: Arafat wirbt für Frieden Jetzt
■ Große Demo für Teilautonomie in Tel Aviv
Kairo/Tunis/Jerusalem (AFP/AP/taz) Intensive Reisediplomatie im Nahen Osten: PLO-Chef Jassir Arafat jettete am Wochenende von Tunis über Kairo nach Damaskus. Dort versucht er mit Unterstützung der USA und Ägyptens, den syrischen Staatschef Hafis el-Assad für die mit Israel ausgehandelte Teilautonomie im Gaza-Streifen und in Jericho zu gewinnen. Assad, ein langjähriger intimer Feind Arafats, hat das Abkommen bisher weder gebilligt noch abgelehnt, doch in der syrischen Staatspresse wird es scharf attackiert.
In der saudischen Hauptstadt Riad begann gestern der Golf-Kooperationsrat eine zweitägige Sitzung zu dem Thema. Arafat hatte zuvor Briefe an die Führungen der in dem Rat zusammengeschlossenen Staaten Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Katar, Kuwait und Bahrain verschickt und um Unterstützung gebeten. Der jordanische König Hussein erklärte am Wochenende seine Zustimmung für die zwischen Israel und der PLO in Geheimgesprächen ausgehandelte Formel.
Arafat ist auf die Zustimmung der arabischen Staaten angewiesen, weil er in der PLO nicht auf eine Mehrheit bauen kann. Nur mit Mühe gelang es ihm bis Samstag, das Zentralkomitee seiner eigenen PLO- Gruppe „Fatah“ auf seine Linie zu bringen. Das höchste Gremium der Fatah billigte nach dreitägigen Diskussionen das Abkommen. Prominente Fatah-Leute kritisierten es aber, darunter auch enge Vertraute Arafats. Am Mittwoch soll sich das achtzehnköpfige Exekutivkomitee der PLO mit dem Abkommen befassen. Das Gremium gilt als Arafat-loyal. Kritiker fordern hingegen eine Abstimmung des rund 600 Mitglieder zählenden „Palästinensischen Nationalrates“ oder wenigstens des knapp hundert Delegierte zählenden Zentralrats der PLO. In beiden Gremien ist eine Mehrheit für Arafat außerordentlich fraglich, da wichtige PLO- Fraktionen gegen die Teilautonomie sind. Der Führer der „Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), George Habbasch, kündigte in Damaskus an, seine Organisation werde „den bewaffneten Kampf gegen den zionistischen Feind von den arabischen Nachbarstaaten aus fortführen“.
Die israelische Regierung hofft, das Abkommen schon am 13. September unterschreiben zu können. Den Termin hatte die US-Regierung in das Spiel gebracht. Präsident Bill Clinton hofft auf einen telegenen Handschlag zwischen Israels Regierungschef Jitzhak Rabin und Arafat in Washington. Die israelische Regierung würde es aber vorziehen, wenn Außenminister Schimon Peres und ein anderer PLO-Repräsentant die Unterschriften leisten. In Jerusalem ist der bei der PLO für auswärtige Beziehungen zuständige Farouk al Qaddoumi im Gespräch. Er hatte aber bei der Sitzung in Tunis unerwartet Kritik an den Vereinbarungen geübt.
In Tel Aviv demonstrierten am Samstag abend 150.000 Menschen für das Abkommen. Aufgerufen hatten dazu unter anderen das linke Parteienbündnis Meretz und die Bewegung „Frieden Jetzt“. Zu den Rednern gehörte der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Amos Oz. Tagesthema Seiten 2 und 3,
Kommentar Seite 10
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen