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Robin Hood

■ Die taz-Serie zur Wahl / Heute Folge 11: Umweltsenator Fritz Vahrenholt

Umweltpolitik in einer wachsenden Stadt ist kein leichtes Geschäft: Wo Wirtschaftsboom und Bevölkerungszuwachs den politischen Handlungsrahmen bestimmen, gerät die Ökologie bekanntlich schnell ins Abseits. Die Lösung: Man leistet sich einen Umweltsenator, der als Anwalt der Natur Wachstumspolitik ein bißchen umweltverträglicher gestalten darf, ohne an dem Bild von der segensreichen Wirkung von Fortschritt und Wohlstand zu kratzen.

Als ehemaliger Staatsrat seines Vorgängers Jörg Kuhbier rückte der studierte Chemiker Fritz Vahrenholt nach Kuhbiers Abgang kraft seiner Kompetenz, nicht aber dank seiner Position im Sozi-Dschungel in den Senatorenrang auf. Als Senator ohne Hausmacht amtiert er jenseits des überkommenen Rechts-Links-Rasters. In den roten Filzmaschen verhedderte er sich bislang nur einmal, als er kraft seines Amtes eine Strafanzeige gegen einen schwäbischen Parteifreund verhinderte: wegen unerlaubten Verkaufs eines Elfenbeinschachspiel. Das war mitten im baden-württembergischen Wahlkampf.

Dafür glänzt der telegene Wellingsbüttler vor allem als PR-Fachmann in eigener Sache. Kaum ein Tag vergeht, an dem er nicht medienwirksam vor laufenden Mikros und klickenden Kameras hier ein Bäumchen pflanzt, da ein Naturschutzgebiet eröffnet, dort ein rotes Knöpfchen drückt. Da blickt selbst Bürgermeister Henning Voscherau zuweilen neidvoll auf seinen Untergebenen, dem es wie keinem anderen Senator gelingt, sein Konterfei zu Markte zu tragen.

Als Anwalt der „grünen Metropole“ agiert der Robin Hood der Kleingartenlobby als ein Machbarkeits- Pragmatiker vom Scheitel bis in die Fußsohle, dem umweltpolitische Radikalität fremd ist. Mit langem Atem und äußerster Zähigkeit arbeitet er die Hamburger Umweltaltlasten ab, treibt er die Extensivierung der Landwirtschaft voran, befördert er den Einsatz umweltschonender Technologien. Kleine Taten statt großer Worte. Wo andere SPD-Umweltminister laut tönend, aber selten erfolgreich der Atom-Lobby den Kampf ansagen, setzt Vahrenholt mit Hilfe seiner kernkraftfeindlichen Satzungsänderung der HEW und der Etablierung nordeuropäischer Wasserkraft auf sehr langfristige Ausstiegs-Perspektiven. Reform-Politik im Slow-motion-Tempo. Marco Carini

Das Testergebnis im Überblick: Filz: Bislang nur ein falscher Schachzug Emmissionswerte: flächendeckend und hoch Leistung: solide

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