: Hepp-Bruder bestätigt teilweise Ex-Politikerin
■ Vernehmung des Hepp-Bruders bringt Belastungszeugen ins Zwielicht
Die ehemalige AL-Politikerin Ilona Hepp, die aus Habgier geplant haben soll, ihren Bruder zu ermorden, wurde gestern von dessen Vernehmung teilweise in ihren Darstellungen bestätigt. Zugleich bekräftigte der Kunstwissenschaftler Nicolas Hepp, dem seine Schwester eine schwere „Ich- Schwäche“ vorwirft, Ilona Hepp weigere sich immer noch beharrlich, die Millionenerbschaft zu teilen.
Die mehrstündige Vernehmung des dreiundvierzigjährigen Wissenschaftlers offenbarte eine erhebliche Naivität. Sie ließ zudem aufscheinen, daß er beim Plan, seine Schwester mit dem Besuch eines angeblichen Killers der Mordabsichten zu überführen, kaum Herr der Situation war. Dubios erscheint die Rolle seiner ehemaligen Freundin Marita L. Diese wollte möglicherweise aus dem gespannten Verhältnis der Geschwister persönlichen Gewinn ziehen.
Die Vernehmung ergab, daß sie nach zwischenzeitlichen Zerwürfnissen immer dann wieder die Nähe des Bruders suchte und an ein Eheversprechen erinnerte, wenn dessen Aussichten aufs Erbe gut waren. Nicolas Hepp hat die ehemalige Prostituierte als Alleinerbin eingesetzt und wollte ihr alle Zinserträge des Millionenvermögens übertragen. Es machte ihn auch nicht mißtrauisch, daß Marita L. die Beziehung zu ihm abrupt abbrach, als Nicolas sich direkt an Ilona wenden wollte, um sie zu dem angeblichen Mordkomplott zu befragen. Nach der Anklage soll Ilona Hepp die ehemalige Prostituierte Marita L. gebeten haben, einen Killer zu suchen. Marita L. hatte den Auftrag zur Mördersuche unter dem Stichwort „Abtreibung“ dem Bruder aber erst etliche Wochen später offenbart. Ilona Hepp dagegen behauptet, mit dem Codewort „Abtreibung“ sei lediglich die Wiederbeschaffung des Familienschmucks gemeint gewesen. Diesen soll Nicolas Hepp nach dem Tod der Mutter entwendet haben. Er verweigerte dazu die Aussage. Anträge der Verteidigung, ihm wegen unterschiedlicher Aussagen zum Schmuckverbleib die Glaubwürdigkeit abzusprechen, wies das Gericht ab.
Nicolas Hepp erklärte, er habe Gewißheit über die Mordabsicht haben wollen und sei deshalb nach Berlin gefahren. Er ließ offen, warum er die Polizei in Berlin nicht schon vor dem Besuch des angeblichen Killers bei Ilona einschaltete, sondern erst nach Übergabe von 5.000 Mark Anzahlung für den Mord. Offenbar folgte der angebliche Killer Andreas A. auch nicht den Anweisungen, beim Besuch die Schwester immer wieder zu fragen, ob diese noch den Tod Nicolas' wolle. Hinterher habe er erfahren, daß Andreas A. sich statt dessen als Mafia-Mitglied vorstellte, „Druck“ gemacht und sich „sehr drastisch“ über die Folgen für Marita L. ausgedrückt habe, wenn Ilona nicht zahlen würde. Das deckt sich mit deren Darstellung: Sie hatte erklärt, sie habe 50.000 Dollar lediglich deswegen bezahlt, um das Leben Marita L.s zu retten. Gerd Nowakowski
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