Heitmann for President?

■ Die Mehrheit der Bevölkerung ist für Genschman als Bundespräsidenten

Dresden/Bonn (AFP) – Der sächsische Justizminister Steffen Heitmann (CDU) hat seine Kandidatur für die Nachfolge von Bundespräsident Richard von Weizsäcker angemeldet. Ein Sprecher des Ministers sagte, Heitmann sei bereit, sich um das Amt des Staatsoberhaupts zu bewerben, sofern er von den Parteigremien dazu nominiert werde. Heitmann gilt als Favorit von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU). Die Weizsäcker- Nachfolge wird Ende Mai in der Bundesversammlung in Berlin entschieden. In der Umgebung Kohls wurde darauf verwiesen, daß Heitmann die von Kohl genannten Kriterien für das Amt erfülle: Der 49jährige habe einen typischen DDR-Lebensweg, der ihn auch zur Integration befähige. Ein Beschluß des CDU-Präsidiums am Abend über einen Unionskandidaten wurde ausgeschlossen.

Nach einer Umfrage des Forsa- Instituts sind dagegen 51 Prozent der Deutschen für den früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) als nächsten Bundespräsidenten. In Ostdeutschland sind es sogar 55 Prozent. 24 Prozent Zustimmung erhält NRW- Ministerpräsident Johannes Rau (SPD), dagegen gilt Heitmann in Ost wie in West mit nur einem Prozent kaum als geeignet. SPD und Bündnis 90/ Grüne sowie ostdeutsche CDU-Parlamentarier haben sich bereits gegen eine Kandidatur Heitmanns ausgesprochen. Als einzige CDU-Organisation plädierte bisher die Junge Union für den Justizminister.

Der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Sachsen-Anhalts Sozialminister Werner Schreiber, schlug unterdessen den CDU-Politiker Rainer Eppelmann als nächstes Staatsoberhaupt vor.

Der SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel forderte, der Persönlichkeit den Vorzug vor dem Parteibuch zu geben. Der künftige Bundespräsident müsse nicht aus Ostdeutschland kommen, widersprach Vogel dem Kanzler. Es komme nicht darauf an, „wo jemand aufgewachsen ist oder zuletzt wohnte“, sondern darauf, daß er Verständnis für die Menschen in den neuen Ländern bewiesen habe. Vogel bekräftigte seine Unterstützung für Rau.