: Prima Hippie-Relikt
■ Umsonst & draußen im Schlachthof: Saisonende
„Ich denke, daß die Veranstaltungen dieses Jahr einen eher konzertanten Charakter hatten,“ resümmiert Ralf Hesse, Organisator der Freiluft-Konzertreihe in der Schlachthof-Arena. „Man hat gemerkt, daß das Publikum mehr auf die Bands abgestimmt war als in den letzten Jahren.“ Daß Flohmarkt—Bummler, Fans und andere Sonntags um drei zum ersten Bierchen das Areal auf der Bürgerweide bevölkerten, ist für diesen Sommer aber vorbei. Heute abend startet das Abschlußkonzert der einzigen Auftrittsreihe für ausschließlich lokale Bands. In der Kesselhalle dabei: Stitch, Sandcastle 5 und Yagdish.
Die Perspektive ist auch nach vier Jahren Arena-Konzerte für die meist zahlreichen Zuschauer und die Akteure immer noch ungewohnt: Das Volk fletzt sich auf den Rängen der Arena, während die Bands auf der ins Erdreich eingelassenen Bühne einige Meter weiter unten musizieren. Der Atmosphäre und dem Spaß tut das jedoch keinen Abbruch. Von den lokal etablierten Babbitts bis zum schlachthofinternen Spaßprojekt Lustige Mutanten ist die Konzertreihe dem Anspruch, Forum für verschiedenste Musikrichtungen zu sein, gerecht geworden. Auch Petrus spielte mit: nur ein Konzert wurde wegen Regens abgebrochen.
„Umsonst und Draußen“ lautet das traditionelle Motto. Hesse, nach eigener Einschätzung „ein altes Überbleibsel der Hippie- Ära“, freut, daß bei den Arena- Konzerten der finanzielle Druck weg ist — jeder Musiker erhält lediglich eine kleine Aufwandsentschädigung. Dadurch, daß er und seine beiden ebenso unentgeldlichen MitstreiterInnen die Schlachthof-Infrastruktur mitnutzen können, sei die umfangreiche Organisation machbar. Daß Hesse die Konzerte überhaupt organisiert, hat er seinem großen Mundwerk zu verdanken. „Ich habe immer am Schlachthof bemängelt, daß da seit einigen Jahren so wenig Umkommerzielles läuft. Da konnte ich nicht nein sagen, als ich angesprochen wurde.“
Auch im nächsten Jahr wollen Hesse und Co. erneut zum Musikgenuß mit Nulltarif bitten. Im Oktober sollen wieder Lokalbands aufgerufen werden, sich zu melden, stilistische Grenzen gibt es da nicht. Einschränkung: „Die Sachen sollten inhaltlich nicht im Widerspruch zum Schlachthof stehen.“ Potentielle Störkraft- Revial-Bands könnten sich die Demo-Tapes sparen. Einen Wunsch möchte er sich auf jeden Fall erfüllen: „Es wäre schön, wenn endlich mal eine Frauenband auftreten würde.“ Im diesem Jahr hatte sich nicht mal eine beworben.
L.R.
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