: Positive Beschäftigungseffekte
■ betr.: Antwort auf den Leserbrief „Naturgesetz Arbeitslosigkeit?“ von Michael Rost, taz vom 8.9.93
Meine Aussagen zu den Schwierigkeiten, die Arbeitslosigkeit massiv und schnell abzubauen — also Vollbeschäftigung wieder herzustellen — waren wohl mißverständlich.
Ich habe in dem taz-Interview nicht sagen wollen, die Arbeitslosigkeit sei nun mal unser Schicksal und deshalb müßten wir sie gleichsam als „Naturgesetz“ hinnehmen. Vielmehr ging es um die Kernaussage: Allein mit den alten Instrumenten die Gewinnwirtschaft auf Vollbeschäftigungskurs zu bringen, ist ärgerlich illusionär. Allerdings, die positiven Beschäftigungseffekte einer tariflichen Arbeitszeitverkürzung sind nicht zu übersehen.
Der Gesellschaft ist nicht die Arbeit ausgegangen. Sie ist nur falsch verteilt bzw. organisiert. Daher brauchen wir Konzepte, auch dort Beschäftigung zu ermöglichen, wo Arbeit außerhalb des Konkurrenzsystems dringend gebraucht wird. Arbeitslosigkeit mit dieser Zielsetzung zu bekämpfen, bleibt — neben dem ökologischen Umbau — die entscheidende Aufgabe. Schließlich lebt die Profitwirtschaft mit der Arbeitslosigkeit bestens: Die „industrielle Reservearmee“ wird als Disziplinierungsinstrument genutzt. Konzepte zur gesellschaftlichen Umverteilung und neuen Organisierung der Arbeit müssen diskutiert werden.
Bei dieser Diskussion wird und kann auch weiterhin die „Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik“ dabeisein. Denn sie ist vor allem fiskalisch unabhängig. Die Behauptung, sie werde aus gewerkschaftlichen und grünen Töpfen finanziert, ist schlichter Unsinn. Wie die jährliche Abrechnung zeigt: Die Wirtschaftsalternativen finanzieren sich aus freiwilligen Spenden. Das beschränkt unsere Arbeitsmöglichkeiten, sichert jedoch das kostbare Gut Unabhängigkeit. Rudolf Hickel, Bremen
Mitarbeiter der „Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik
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