: Eine „Verwechselung“
■ Strafbefehl gegen Sozialarbeiterin
Einen Strafbefehl über 1239 Mark erhielt kürzlich die Hamburger Sozialarbeiterin Conny G., die einen minderjährigen Flüchtling zur Ausländerbehörde begleitet hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, am 30. Dezember vorigen Jahres in einem Büro der Ausländerbehörde versucht zu haben, die Festnahme des C. K. Drahmeh zu verhindern, indem sie Polizeibeamte geschlagen hätte.
„Das ist lächerlich. Wie soll ich allein gegen fünf Beamte ankommen“, sagt Conny G., die zu jener Zeit beruflich mit der Betreuung minderjähriger Flüchtlinge betraut war. Nach ihrer Schilderung hat der sich Vorfall am ganz anders abgespielt. Sie habe den 17jährigen Gambier in die Amsinckstraße begleitet, weil er nach dem Einreichen einer Petition seine Duldung beantragen wollte. Nach einer kurzen Befragung seien in dem Büro zwei Polizeibeamte erschienen, die Drahmeh festnehmen wollten. Da Conny G. weder die Gründe erläutert noch die Begleitung ihre Schützlings zur Wache gestattet wurden, verließ sie den Raum, um einen Anwalt anzurufen. Als sie zurückkam, hätten die Beamten den jungen Gambier die Arme auf den Rücken gedreht und mit dem Kopf nach unten auf einen Schreibtisch gedrückt, um ihm Handschellen anzulegen. „Ich hab nur verbal Protest eingelegt“, beteuert Conny G. Die rangelnde Gruppe habe sich auf sie zubewegt und an die Wand gedrückt, „dabei haben die mich fast zu Boden gerissen“.
Der Aussage der Sozialarbeiterin stehen fünf Behörden-Zeugen gegenüber. Schließlich wurde Conny G. des Raumes verwiesen, die Tür abgeschlossen und Drahmeh von fünf Männern überwältigt. Auf der Polizeiwache stellte sich heraus, daß eine leicht vermeidbare Verwechselung vorlag: Die Polizei suchte einen 17 Jahre älteren Mann mit dem gleichen Nachnamen, dem ein Finger fehlt... kaj
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen