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's passiert was

■ Neues Programm im KünstlerHaus am Deich: Multikünste multimedial

Es wird etwas geschehen — passieren soll es! sagen die Leute vom KünstlerHaus am Deich. Im großen Ausstellungsraum wird dort künftig Programm passieren — vorübergehen, durchreisen, sich ereignen, etwa gar zustoßen: Tanz, Musik, Theater, Kunst, Performance, Literatur, Film, Video, Mixed Media, Symposien. Bewegung komme ins Haus, als Kontrast zu den „eher stillen“ Installationen in der Galerie. passiert heißt also die Novität.

Das KünstlerHaus beginnt von vorne und fängt an mit passiert eins: Esther Maria Häusler aus Zürich und Landsmann Gustav Gisiger zeigen eine Tanzperformance mit Lichtprojektionen. Auch die beiden lassen es geschehen: Tänzerin Esther Maria Häusler erprobt ihr Theaterstück fortschritte in ganz neuen Zusammenhängen. Ein fortschreitender Mensch erfährt den ihn umgebenden Raum. „Was passiert dabei mit meinem Stück“, fragt sich die Künstlerin und läßt sich fallen. „Der Boden ist hart, man muß mit diesem Raum umgehen.“ Die weißgetünchte Beton-Skelett-Halle aus den 60er Jahren, ehemals Gewürzlager, wird nicht mehr wiederzuerkennen sein, meint Gustav Gisiger, dunkel, mit schwarz abgehängten Wänden und Fenstern. Und licht, „so wie in den 50ern Parties gefeiert wurden“. Gisiger wirft grelle Dias mit abstrakten Formen und Linien quer durch die Galerie.

Entstehen kann so etwas nur vor Ort. Die KünstlerInnen sollen kommen, ein, zwei Wochen hier proben, experimentieren, ja forschen. Damit das KünstlerHaus seinen Werkstattcharakter beibehält. Ausstellungen und Aufführungen werden sich künftig regelmäßig abwechseln — „wir hoffen auf Initialzündung“, meint einer der KünstlerHaus-Macher Horst Griese. Überspringende Impulse, Projekt-Fusionen, Zusammenführung von Künstler-Charakteren und Kunstgattungen, Tagungen passieren bereits in den Köpfen der Initiatoren. Leute aus anderen Regionen und Ländern wollen sie ins Haus ziehen, und natürlich auch mehr Publikum.

Doch passiert soll sich nicht rechnen und durch das Sieb der Wirtschaftlichkeit gerührt werden (denn auch dieses meint passieren). Horst Griese: „Wir stellen die üblichen Veranstaltungskriterien auf den Kopf, lassen maximal 40 bis 60 Zuschauer hier rein und verlangen minimalsten Eintritt.“ Finanziert wird aus dem Vereinsvermögen, ganz bewußt künstlerisch-experimentierfreudig-unökonomisch. Mit 30.000 Mark im Jahr.

Und eigentlich soll passiert ja eine Art Geheimtip sein, munkelt Gustav Gisiger und zählt die nächsten Programmpunkte ab, die er zusammengestellt hat: passiert zwei Jazztext mit Saxophon (Michael Sievert), Piano (Michael Berger), Bass (Manfred Zepf) und dem Kehlkopf von Peter Abromeit. passiert drei Silence, Uli Beckerhoff und Michael Küttner. passiert vier Das perforierte Partikelprojektionsprojekt mit FilmemacherInnen von den FehrfeldStudios und dem Rest der Republik. Vieles mehr an „Sachen, die sonst nicht aufführbar sind“ (Gisiger) wird noch passieren, so das Publikum dazustößt. sip

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