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Wer viel ißt, blutet weniger

■ abgezoomt: zum sechsten Mal werden Filme von Hamburger Jugendlichen und Kindern in der Markthalle der Öffentlichkeit präsentiert

Ein Spielfilm, Länge: 10 Minuten, die Darsteller sind 11 bis 13 Jahre alt, Kamera: Dennis, Idee: Manuela und Eva, Titel: „Die Rache des Vampirs“ – einer von 140 Filmen und Videos, die Hamburger Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 26 Jahren drehten und die heute und morgen in der Markthalle präsentiert werden.

“abgezoomt“, das Festival des jüngsten Films, zeigt bereits im sechsten Jahr Streifen, die sonst meist in Schularchiven oder in Jugendhäusern dahinschlummern – gemäß dem selbst auferlegtem Credo: Filme gehören auf die Leinwand und nicht ins Bücherregal. Neben Kurzspiel-, und Animationsfilmen, Clips und Neu-Synchronisationen sind in diesem Jahr auch Dokumentarfilme unter dem Titel „Film ohne Spiel“ im Programm. Etwa: „Mein Schulweg“ von der Mottenschau/Schule Quellental, der Kinder auf dem Schulweg begleitet oder „Wir Kinder von Sewua“, der in Ghana gedreht wurde.

Den Auftakt macht heute um 10 Uhr unter dem Motto „Wer viel ißt, der blutet weniger“, die Produktion von Miko Zeuschner, „Chinesisches Kriegsgericht“. Der 25jährige hat einen aufwendigen Animationsfilm gemacht, der die Ungerechtigkeit des Nahrungsmittel- daseins in allen Facetten aufzeigen soll: Italienische Macho-Nudeln werden in einem Topf eingesperrt, um dann zuschauen zu müssen, wie chinesische, kleinwüchsige Sojasprossen ihnen den kulinarischen Rang ablaufen. Bürgerkrieg in der Küche mit Verbrennungen, Bomben, fiesen Sojasprossen, tapferen Nudeln und hinterhältigen chinesischen Pilzen.

Um seltsame Morde geht es dann in „Die Rache des Vampirs“, darum, daß sich immer wieder seltsame Einstiche an Toten finden. Doch das dritte Opfer hatte einen sehr guten Freund, der den Verblichenen rächen will. Der Freund besorgt sich alle Waffen,die man braucht, der Mörder kommt aus seinem Versteck und trifft auf den Rächer: Doch der hat leider zuviel Video geguckt...

abgezoomt“, neben anderen gefördert vom Referat Kultur- und Medienarbeit des Amtes für Jugend und Staatlichen Landesbildstelle, entstand aus der Idee, Jugendliche das machen zu lassen, was sie sonst nur konsumieren. Dort werden Filme gezeigt, die bei den No- und Low-Budget-Kinotagen sonst durchfallen würden, weil sie nicht die professionellen Erwartungen solcher Veranstaltungen erfüllen können. Doch im Laufe der Jahre und mit dem Fortschritt der Technik, wurden technisch anspruchsvolle Produktionen immer häufiger und wie die Veranstalter meinen, auch immer besser. So behaupten sie in diesem Jahr: „So gute Programme hatten wir noch nie“.

abgezoomt, 16.-17. September, ab 10 Uhr bis abends spät, Markthalle.

Andrew Ruch

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