: Westimport Ulf Fink wirft in Potsdam das Handtuch
■ CDU-Landeschef verzichtet nach harscher Kritik auf eine erneute Kandidatur / Dem Ex-Ämterhäufler bleibt nicht einmal die Zusage auf ein Landtagsmandat
Potsdam (taz) – Die Brandenburg-Karriere des CDU-Landesvorsitzenden Ulf Fink ist fürs erste beendet. Am Sonnabend erklärte Fink vor Journalisten in Potsdam, daß er auf dem Landesparteitag am 2. Oktober nicht wieder für den Vorsitz kandidieren werde. Er wolle damit einen „Beitrag dazu leisten, das Personalgerangel in der CDU zu beenden“.
Am Freitag abend hatten die 16 Kreisvorsitzenden, der Landesvorstand und die Fraktionsspitze der brandenburgischen CDU gemeinsam hinter verschlossenen Türen über eine Lösung der seit Wochen andauernden Führungskrise beraten. Dabei hatten die 53jährige Lehrerin Carola Hartfelder aus Luckau und der Rathenower Landrat Dieter Dombrowski, früher Vorsitzender der Jungen Union Berlin, ihre Kandidaturen für den Landesvorsitz erklärt. Beide Bewerbungen wurden von den Versammelten offenbar mit Wohlwollen registriert.
Über eine Kandidatur des amtierenden Landesvorsitzenden redete schon niemand mehr. Als Fink schließlich in der Runde fragte, wer noch hinter ihm stehe, meldeten sich lediglich die Vertreter der Kreise Teltow-Fläming und Oberhavel.
Dem Vernehmen nach hat die Partei Fink den Abgang noch nicht einmal mit der Zusage für ein Bundes- und Landtagsmandat versüßt. Mehrere Redner sollen jedoch betont haben, daß Fink dem Landesverband erhalten bleiben müsse. Fink selbst sagte, er wolle als Beisitzer für den Vorstand kandidieren. Er sehe auch weiterhin seine politische Zukunft in der brandenburgischen CDU. „Umgekehrt braucht sich die CDU Brandenburg um meine berufliche Zukunft keine Sorgen zu machen.“
Als Grund für sein Scheitern nannte der im November 1991 gegen die Kohl-Favoritin Angela Merkel gewählte Landesvorsitzende zu hohe Erwartungen in seine Person. Er habe kein Landtagsmandat gehabt, um vor Ort landespolitisch wirken zu können. Den Vorwurf mangelnder Präsenz in Brandenburg wies Fink zurück. Er sei in den letzten zwei Jahren immerhin 25.000 Kilometer für die Partei gefahren. Fink betonte, er sei überzeugt, daß eine knappe Mehrheit des Parteitags ihn auch jetzt noch wählen würde. Jedoch wolle er der CDU diese Zerreißprobe ersparen.
Mit der Entscheidung geht eine steile politische Karriere vorläufig zu Ende. Bereits im Sommer verlor Fink den Vorsitz der CDU-Sozialausschüsse. Er hatte auch erklärt, im Juni 1994 nicht wieder für den stellvertretenden DGB-Vorsitz kandidieren zu wollen. In Berlin bekannt geworden war Fink in seiner Zeit als Sozialsenator von 1981 bis 1989. Auf sein Konto ging auch die Förderung der UFA-Fabrik, deren Zirkuschef Juppi ihm seitdem freundschaftlich verbunden ist. Anja Sprogies
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen