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Kronjuwelen im Sonderangebot

In einer großangelegten Privatisierungsaktion verkauft Frankreichs Regierung zuerst die Pariser Nationalbank / 20 große Staatsbetriebe sollen zum Segen der Staatskasse folgen  ■ Aus Paris Bettina Kaps

„Es ist ganz einfach, Aktionär der BNP zu werden. Lassen Sie uns gemeinsam groß werden“, wirbt seit gestern eine weiche Männerstimme im Radio. Die „Banque Nationale de Paris“ (BNP) macht – ihrem Namen zum Trotz – den Auftakt im Reigen der Privatisierung von großen französischen Staatsunternehmen. Mit einem Kapital von knapp zwölf Milliarden Mark ist sie die drittgrößte Bank des Landes.

Seit Montag früh können Kleinaktionäre bei allen Banken, Sparkassen und Postämtern Aktien reservieren. Deren Preis steht jedoch noch nicht definitiv fest, er dürfte etwa zwischen 75 und 90 Mark schwanken. Derzeit ist die BNP- Aktie mit etwa 165 Mark notiert, sie soll jedoch geteilt werden, damit sie auch für Kleinsparer erschwinglich ist.

Alles in allem, so war es im Frühjahr von der Regierung beschlossen und vom Parlament abgesegnet worden, sollen alle 21 Staatsbetriebe aus den Bereichen Industrie, Banken, Versicherungen und Transport in Privathand übergehen, darunter viele „Kronjuwelen“ wie die BNP, das Luftfahrtunternehmen Aerospatiale, das Erdölunternehmen Elf Aquitaine und der Chemieriese Rhone- Poulenc, aber auch die krisengeschüttelte Fluggesellschaft Air France.

Premierminister Balladur verspricht sich bereits von den ersten Privatisierungen Einnahmen in Höhe von 12 Milliarden Mark. Damit will er die staatliche Überbrückungsanleihe vom Mai zurückzahlen, mit der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen finanziert wurden.

Balladur reagierte gestern allerdings auch auf den angekündigten Abbau von über 10.000 Arbeitsplätzen in Unternehmen des öffentlichen Sektors (Air France, Bull, Snecma, Thomson CSF). Er wies die staatlichen Unternehmen an, „bis zum 31. März 1994“ keine mit dem Abbau von Arbeitsplätzen verbundenen Sozialpläne mehr vorzulegen, „die nicht alle Bestimmungen des geplanten Fünfjahresgesetzes zur Vermeidung von Entlassungen beinhalten“.

Das Arbeitsreformprojekt der Regierung, das zu diesem Datum fertig werden soll, sieht eine Lockerung der Arbeitszeitregeln und die Übernahme von Sozialkosten der Betriebe durch den Staat vor. Die Regelarbeitszeit soll begleitet von Arbeitszeitverkürzungen von der 39-Stunden-Woche auf Jahresbasis umgestellt werden.

Bei der BNP können die Interessenten heute nur ankündigen, welche Summe sie für den Aktienerwerb ausgeben wollen. Der eigentliche Verkauf beginnt spätestens am 20. Dezember. Dann wird der Staat 72 Millionen Aktien auf den Markt werfen, das entspricht in etwa 40 Prozent des Kapitals der BNP. Bis dahin wird die vom Staat eingesetzte Privatisierungskommission den Preis der Aktie festlegen. Allen Interessenten wird dann mitgeteilt, wie viele Titel sie für die Summe kaufen können, die sie zuvor genannt haben. Wer den Kauf dann ablehnt, verliert keinen Centimes.

Das Kapital der BNP wird in mehrere Tranchen geteilt. Kleinaktionäre dürfen nur 20 Prozent des Kapitals erwerben. Deshalb stehen Franzosen und allen übrigen Europäern der Gemeinschaft maximal 40 Aktien pro Person zu. Etwa vier Prozent des Kapitals werden den Angestellten der BNP zu äußerst günstigen Bedingungen angeboten. Weitere Tranchen von insgesamt 20 Prozent sind französischen und ausländischen Investoren vorbehalten. Es wird damit gerechnet, daß sich auch der deutsche Partner der BNP, die Dresdner Bank, zu etwa zehn Prozent beteiligen wird. Der französische Staat beabsichtigt, nur noch zwei Prozent des Kapitals zu behalten.

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