: Mehrverdiener sollen mehr berappen
■ Norddeutscher Wohnungsverband kritisiert Hamburger Mietenpolitik
Bundesweit 500.000 Neubauwohnungen jährlich, eine einkommensorientierte Miete und eine Anhebung der Einkommensgrenzen im sozialen Wohnungsbau: Mit diesem Maßnahmenpaket will der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) der Wohnungsnot beikommen. In ihm sind in den drei nördlichen Bundesländern 281 Mitgliedsunternehmen organisiert, die über einen Wohnungsbestand von rund 800.000 Wohneinheiten verfügen.
VNW-Präsident Uwe Blöcker beklagte gestern auf einer Tagung seines Verbandes in Travemünde, daß die Umsetzung des Hamburger Wohnungsbauprogramms „in Verzug“ sei. In der Hansestadt müßten jährlich mindestens 8000 bis 10.000 Wohneinheiten fertiggestellt werden. Um dieses Planziel zu erreichen, sollten schon heute mehr Wohnungsbauflächen für die Zukunft ausgewiesen werden, als dies zur Zeit der Fall ist.
Kritik übte der Verbandschef an den geltenden Mietanstiegs-Verordnungen, die eine Mieterhöhung bei aus der Preisbindung gelaufenen Ex-Sozialwohnungen per anno auf fünf Prozent begrenzen. Die Verordnungen würden dazu führen, daß „Besserverdienende“ in den ehemaligen Sozialwohnungen im Durchschnitt nur sechs Mark Miete pro Quadratmeter zahlen müßten, während finanzschwächere Mieter in Neubau-Sozialwohnungen mit einer Miete von bis zu neun Mark einsteigen würden. Durch die fünf Prozent-Begrenzung wären die Wohnungsunternehmen zudem „nicht mehr in der Lage, das notwendige Eigenkapital für den Neubau zu bilden“.
Außerdem sollten die Einkommensgrenzen, die zum Bezug einer Sozialwohnung berechtigen, angehoben werden, um eine „Verslumung ganzer Stadtteile“ zu verhindern. Nicht nur Sozialhilfe- und Arbeitslosengeldempfänger, sondern auch Facharbeiter müßten berechtigt sein, eine Sozialwohnung zu beziehen. Daneben fordert Blöcker eine „einkommensabhängige Miete“ im sozialen Wohnungsbau. Die Grundmieten sollten sich dabei an der Untergrenze der ortsüblichen Vergleichsmiete orientieren; besserverdienende Mieter aber sollten mehr berappen. Marco Carini
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