: „Die Weltbank sagt viel und macht wenig“
■ Vertreter der Entwicklungsländer kritisieren die Weltbank-Strategie zur Armutsbekämpfung / IWF lobt die eigenen Strukturanpassungsprogramme
Washington (AFP/IPS) – Anläßlich der Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Washington haben Regierungsvertreter der Dritte-Welt-Länder die Entwicklungsprogramme der Weltbank zur Bekämpfung der Armut scharf kritisiert. Die Weltbank sei bei der Vergabe ihrer Finanzhilfe weit davon entfernt, ihre Ziele zu erreichen, sagte Louis Emmerij von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (BID) am Montag in Washington. Der niederländische BID-Experte hatte im Auftrag der „Gruppe der 24“, in der je acht Länder ihre Kontinente Lateinamerika, Afrika und Asien vertreten, eine Studie über die Weltbankprogramme zur Armutsbekämpfung erstellt. Im Rahmen aller bis Juni 1992 gelaufenen Programme seien nur fünf Prozent oder 10 Milliarden US-Dollar für die urbane Entwicklung ausgegeben worden, obwohl die extremste Armut in den Städten zu finden sei. Die Weltbank „sagt viel, macht aber wenig“, so Emmerijs Fazit.
Nach Emmerijs Angaben flossen im diesem Zeitraum rund 40,5 Milliarden aus dem 218 Milliarden US-Dollar umfassenden Armuts- Budget der Weltbank in die Landwirtschaft. Dort sei der Schwerpunkt deutlich auf Wirtschaftswachstum und Modernisierung statt auf die Schaffung der dringend benötigten Arbeitsplätze gelegt worden. „Die Bank verhält sich so, als ob wirtschaftliches Wachstum zusammen mit Bildung ausreichend wären, um eine entscheidende Wirkung im Kampf gegen die Armut zu erzielen“, kritisierte Emmerij die praktizierte Strategie.
Der Bericht führte auch aus, daß 1980, als die Weltbank ihr Armutsbekämpfungsprogramm auflegte, weltweit 800 Millionen Menschen in Armut lebten. 1990 war die Zahl der Ärmsten bereits auf über eine Milliarde Menschen angestiegen. Über den Bericht der G24 sollten Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) bei ihrer Jahrestagung diskutieren, forderte Emmerij.
Die Finanzminister und Zentralbankchefs aus Nord und Süd, die zusammen das Entwicklungskomitee der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) bilden, konstatierten dagegen Erfolge. Die größte Aussicht hätten die IWF-Strukturanpassungsprogramme (SAP) dann, wenn sie von den Regierungen der Entwicklungsländer selbst entworfen und von der einheimischen Bevölkerung unterstützt würden, stellten sie fest.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen