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Muslimanen wollen eroberte Gebiete zurück

■ Teilungsplan für Bosnien unter Vorbehalt

Split (taz) – Der Muslimische Rat hat gestern in Sarajevo den internationalen Teilungsplan für Bosnien-Herzegowina im Prinzip anerkannt, will jedoch Nachbesserungen erreichen. 218 Mitglieder des Gremiums, das aus 349 nicht gewählten Repräsentanten der muslimischen Bevölkerungsmehrheit Rest-Bosniens besteht, forderten, daß die von der serbischen und kroatischen Seite eroberten ehemals von einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit bewohnten Gebiete an den bosnischen Reststaat angegliedert werden müßten, bevor der Plan unterschrieben werden könne. 53 Mitglieder des Gremiums stimmten für die bedingungslose Annahme des Planes, 78 verwarfen den „internationalen Diktatfrieden“.

Dieser Beschluß des Muslimischen Rates bildete gestern die Vorlage für das ebenfalls in Sarajevo zusammengetretene Rumpfparlament, in dem immer noch 90 der ursprünglich 240 Abgeordneten Bosniens und Herzegowinas vertreten sind – unter ihnen auch Repräsentanten der serbischen und kroatischen Bevölkerung. Angesichts der muslimischen Mehrheit im Rumpfparlament dürfte das Votum des Rates jedoch von ausschlaggebender Bedeutung sein. Von serbischer und auch kroatischer Seite war jedoch schon im Vorfeld eine Nachbesserung des Planes kategorisch ausgeschlossen worden.

Unterdessen hat sich die moslemische Enklave um Bihac für unabhängig erklärt. Fikret Abdic, der „starke“ Mann der Region, erklärte sich zum Präsidenten. Nach Agenturmeldungen sollen allerdings bosnische Regierungstruppen gegen ihn geputscht haben. In Zagreb trafen sich UN und Vertreter der Nato zu ersten Gesprächen über eine gemeinsame Kommandostruktur. Im bosnischen Kiseljak und in Zagreb sollen Koordinationsbüros eingerichtet werden, sobald der Genfer „Friedensplan“ unterschrieben sei. er Seite 10

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