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Makeln als „soziale Aufgabe“

Verband deutscher Makler zieht Jahresbilanz / Fachschule für die Imagepflege gegründet / Berlin (West) neuer Spitzenreiter bei den Mieten / Duisburg im Westen am billigsten  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt/Main (taz) – Der Präsident des Verbandes deutscher Makler (VDM), Axel-Bernd Stiller, ist felsenfest davon überzeugt, daß seine Branche in Deutschland eine „soziale Aufgabe“ erfüllt – und dennoch hat die Makler keiner richtig lieb. Da helfen die MitarbeiterInnen der rund 2.800 Mitgliedsfirmen des VDM ihren Kunden bei der Vertragsgestaltung, beraten bei Kauf und Verkauf von Immobilien und arbeiten sich stellvertretend für die verunsicherten Anbieter und Nachfrager auf dem Immobilienmarkt durch einen Dschungel von Gesetzen und Verordnungen, bei deren Lektüre sich selbst gestandene Juristen vor Verzweiflung die Haare rauften. Und was ist der Welt Lohn? Nur Undank und ein schlechtes Image.

Das soll sich jetzt ändern: Wie Stiller gestern auf der Jahrespressekonfernz des VDM in Frankfurt/ Main bekanntgab, soll demnächst ein einheitlicher Ausbildungs- und Qualifikationsnachweis für Makler dem „Verbraucher“ dabei helfen, die „schwarzen Schafe“ in der Branche zu identifizieren. „Immobilienwirt“ heißt das vom VDM konzipierte neue Berufsbild. Und auf der in Deutschland unikaten „Europäischen Immobilien Akademie“ (EIA) des Verbandes in Saarbrücken sollen nicht nur die Mitglieder des VDM den letzten Schliff bekommen. „Auch Quereinsteiger haben über eine Ausbildung bei der EIA die Möglichkeit, sich durch eine fundierte Schulung und dann durch Sachkompetenz gegenüber Wettbewerbern am Markt zu profilieren“, sagt Stiller. Daß dieser Markt enger geworden sei, beklagte danach VDM-Bundespressesprecher Erich Hildenbrandt. Die Zeiten, in denen die Mieten und die Preise für Eigentumswohungen und Häuser per annum noch zweistellige prozentuale „Zuwachsraten“ aufwiesen, seien endgültig vorbei. Doch trotz Rezession leide die Branche (noch) keine Not.

Der Dank der organisierten Makler geht an die Adresse der Bundesregierung: Weil in der letzten Hochkonjunktur nur wenige Wohnungen gebaut wurden, kann heute weder der Mehrbedarf an Wohnungen gedeckt noch der Mangel beseitigt werden. Und deshalb bleiben die Preise zur Freude der Makler hoch – nur ganz oben steigen sie langsamer. „Normalisierung“ nennt das Hildenbrandt.

Und auch der Rückgang der Einkommen der Beschäftigten schreckt die Branche nicht. Der VDM setzt auf die neuen Erben, denn in den nächsten sieben Jahren werde rund ein Fünftel des deutschen Privatvermögens vererbt. „Der Rückgang der Einkommen wird bei der Generation der Erben überkompensiert“, freut sich Hildenbrandt.

Freude kommt bei den Maklern auch über die Zinssenkungen der letzten Monate auf. Denn bei dem aktuellen Zinssatz von sieben Prozent für langfristige Darlehen, bezahle ein Wohnungskäufer für einen Kredit von 300.000 DM mehr als 600 DM weniger an monatlichen Zinsen als noch vor zwei Jahren.

Aus dem vom VDM vorgelegten Preisspiegel für Wohn- und Anlageimmobilien geht hervor, daß Frankfurt, München, Berlin (West), Düsseldorf und Stuttgart ihre Vorjahrespositionen als teuerste Städte in Deutschland verteidigen konnten. In den neuen Bundesländern werden die höchsten Immobilienpreise in Berlin (Ost) und Leipzig erzielt. Bei den Mieten ist der Westteil von Berlin Spitzenreiter. In der Hauptstadt werden Wohnungen für 40 DM pro Quadratmeter angeboten – und auch bezogen. Am billigsten wohnt ein „Wessi“ in Duisburg zwischen Kohl(e) und Kappes. Dort liegt der Mietpreis im Schnitt bei 5 DM pro Quadratmeter.

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