: Die Stadt und der Müll
■ Erste Bilanz der Anhörung über die neue Sondermüllverbrennungsanlage
Scharfe Kritik äußerte der BUND gestern über die Anhörung zu der von der Abfall-Verwertungs-Gesellschaft (AVG) geplanten Sondermüll-Verbrennungsanlage in Billlbrook. Weder eine Standort- noch eine Bedarfsprüfung würden in die Bewertung der Anlage eingehen, so Jens Ohde (BUND) zu der seit Dienstag laufenden Erörterung.
Die seit 1971 zur Verbrennung von Sondermüll betriebene AVG-Anlage in der Borsigstraße soll grundlegend saniert werden. Die AVG plant die Menge des zu verbrennenden Sondermülls zu erhöhen, aber gleichzeitig den Ausstoß von Schadstoffen zu verringern. Weiterer Kritikpunkt des BUND: Die im Vergleich zur benachbarten Verbrennungsanlage beantragten fast doppelt so hohen Emissionswerte einiger Schadstoffe, insbesondere der von Stäuben. Obwohl der Hamburger Osten schon reichlich mit Schwermetallen und Stickoxiden belastet sei, zeige der Verfahrensablauf, daß der künftige Betreiber „Veba Kraftwerke Ruhr“ wenig Rücksicht auf die Anwohner nähme.
Der BUND sieht außerdem in der Genehmigung der Anlage nach dem Emissionsgesetz eine Umgehung des Hamburger Abfallgesetzes, das eine Vermeidung und Verminderung von Müll vorsieht. Stattdessen würde die Menge des Sonderabfalls durch eine Entwässerung sogar von 90.000 auf 110.000 Tonnen pro Jahr gesteigert und die Verbrennung von Sondermüll aus anderen Bundesländern eingeplant werden. Dazu Andreas Ahrens vom Hamburger Umwelt-Institut Ökopol: „Es ist nicht einzusehen, daß der Abfall einer bayrischen Tankstelle mitten in einem Hamburger Wohnbezirk verbrannt wird“.
Unverständlich sei, daß pro Jahr 30.000 bis 40.000 Tonnen unverbrennbaren Mülls in die Anlage gelangen sollten, erklärte Jens Ohde. Gerade der aus der Autoverwertung stammende Shreddermüll würde zu stark schwermetallhaltigen Schlacken führen, die deponiert werden müßten.
Nach Ansicht des BUND könnte das Genehmigungsverfahren für die AVG Borsigstraße auch Signalwirkung auf die Genehmigung weiterer Anlagen in der Bundesrepublik haben. Jörg-Uwe Kerstein
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