: Klein-Amerika auf St. Pauli
■ Das Endspiel um die deutsche Baseballmeisterschaft am Hamburger Millerntor (heute, 15 Uhr)
Worin die Faszination dieses Sportes besteht? Vielleicht darin, daß man ihn via Fernsehen nicht vollständig erfassen kann. Es wirkt vordergründig wie ein Zweikampf zwischen Pitcher und Batter , ist indes doch ein Mannschaftssport, mit wesentlich mehr Handlungsebenen, etwa den Versuchen unbemerkt von einer Base zur anderen zu gelangen und so einen Steal zu erlangen.
Das Finale der deutschen Baseballmeisterschaft wird heute nachmittag im Hamburger Wilhelm-Koch-Stadion ausgetragen. In der Stadt also, die sich in den letzten Jahren, zumindest von der Anzahl der Bundesligateams her, zu einer Hochburg dieses Ballspiels gemausert hat. Dem großen Triumph der Hamburger Equipe Lokstedt Stealers standen in den diesjährigen Meisterschafts-Play-Offs die Mannheim Tornados im Weg – eine der beiden Finalmannschaften. Die Bedingungen für diese Sportart amerikanischer Provinienz sind in der badener Stadt vollkommen andere als in Hamburg. Mittlerweile wird dort in der zweiten Generation Baseball gespielt – und nicht erst seit dem American-Sports-Hype Ende der 8Ts. So ist es nicht verwunderlich, daß die Tornados die Rolle in ihrer Sportart einnehmen, die Bayern München in den Siebzigern im Fußball innehatte. Noch heute stehen sieben Nationalspieler in den Reihen der Mannheimer.
Mit dem Ruf des „ewigen Zweiten“ kommen die Cologne Cardinals an das Millerntor. Nur einmal, 1990, gelang es ihnen, die Meisterschaftsserie der Mannheimer zu unterbrechen. Nominal, vom Batting-Average der einzelnen Spieler her, dürften sie im Finale allenfalls eine Außenseiterchance haben.
Eigentlich überflüssig zu erwähnen, daß es sich die Veranstalter nicht nehmen lassen, durch Hot-Dog- und Popcorn-Stände dem Wilhelm-Koch-Stadion ein wenig amerikanische Kleinstadtatmosphäre einzuhauchen. Conferencier des Nachmittags ist Ron Williams.
kader
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