: Konzerte im Oktober
Es wird ja gesagt, daß Liebe dünn macht. Der fette Konzertmonat Oktober läßt da auf erhebliche Defizite schließen. Doch auf die Musik, dieses schöne Sex-Placebo, wollen wir die herbstliche Ausgehsucht nicht schieben. Treibt doch gerade die Sehnsucht uns verzärtelte Kapitalismus-Kinder in die Arme der Unterhaltungsindustrie. So sagen wir: das Gute ist hier, das Lockende dort und dazwischen kehrt das Böse die DM-Scheine mit dem eisernen Besen in die falschen Börsen.
Nach diesem Maßstab mißt sich auch das Feld der Konzerte. Bands wie UB 40 gehören längst zu den geiernden Besenschwingern (7.10, Sporthalle), Herztrümpfe wie Patricia Kaas (26.10, CCH) oder die Breeders (27.10., Markthalle) zum Lockenden und toughe Boys wie der Bordsteinprediger Blade (8.10., Markthalle) zur popistischen Kameradschaft. Solche subjektiven Koordinaten füllen sich mit anderen Namen, sind aber nur dehnbar, nicht zerstörbar. So können sich für den einen die kiffenden Herzensrocker von Soul Asylum (14.10., Docks) mit ihrem Propaganda-Gig im Weißen Haus über die Marke der Korruption bewegt haben, während andere den Spaß an dem Drei-Kleine-Schweine-Rock von Green Jelly (6.10., Docks) nicht verstehen. Ändert aber nix.
Überhaupt ist wenig Bewegung im Netz, das zwar stetig kleinteiliger wird, aber nur noch wenige Wellen wirft. Front 242 (18.10., Docks) bleiben sich in diesem Geflecht ebenso treu wie Mercedes Sosa (15.10. Musikhalle) oder Luis de Matteo (15.10., W3), Midnight Oil (26.10., Sporthalle) oder Jackson Brown (28.10. Musikhalle). Spannend wird es bei Cordelias Dad (11.10., Markthalle), Amerikaner, die britische Urmusik als Rockmusik spielen.
Nur für ganz zähes Leder, das es “stark“ findet, wenn Papi „Street Fighting Man“ pfeift, haben wir diesen Monat ein Deep Purple-Konzert (8.10., Sporthalle). Dafür sind für die junge modische Gemeinde von Referend Rockmusik zwei Betsäle reserviert. Im Docks außer den bereits genannten noch Fight (20.10.), in der Markthalle Death (6.10.), Band of Susans (13.10.), Morgoth (18.10.), Unsane (24.10.), Teenage Fanclub (25.10.), Gin Blossoms (12.10.)
Für die Tanzgartenfreunde bringt der Goldene Oktober Shaggy (5.10., Fabrik), United Future Organization (10.10., Mojo) und Poor Righteous Teachers (19.10., Powerhouse). Auch das deutsche Wort kommt nicht zu kurz: die singenden Künstler von Freiwillige Selbstkontrolle gastieren mit den Stars im Logo (12.10.), Eisenvater, unser schönster Dunkel, okkupiert die Markthalle (22.10.), die Irren von Haindling (20.10.) lassen ebendort einen anderen Geist wehen, und wen wir alle doch am liebsten mögen, jemand, der sogar beim MTV-Fußball-Turnier mitspielen darf und in deren Sender viel singt, der Gröni, auch der kommt gleich zweimal in die Sporthalle (31.10./1.11.). tlb
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