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US-Geiseln in Mogadischu genommen

■ Pentagon schickt weitere 200 Soldaten nach Somalia

Mogadischu/ Washington (dpa/ AP/AFP) – Mindestens einer, somalischen Angaben zufolge aber sogar acht US-Soldaten befinden sich in der Hand von Milizen des Clanchefs Farrah Aidid. Videobilder eines gefangenen US-Hubschrauberpiloten wurden von dem Fernsehsender CNN ausgestrahlt. Sechs weitere amerikanische Blauhelme werden vermißt. In der vergangenen Woche waren in der somalischen Hauptstadt Mogadischu Gerüchte kursiert, denen zufolge Anhänger von Farrah Aidid US- Geiseln zu nehmen planten, um damit die Freilassung seines von der UNO festgesetzten Gefolgsmannes Osman Ato zu erzwingen.

US-Verteidigungsminister Les Aspin hat angekündigt, die USA wollten „mit Macht“ reagieren, sollte den gefangenen amerikanischen Soldaten etwas zustoßen. Der letzte Versuch der USA, in Mogadischu Stärke zu zeigen, erbrachte eine niederschmetternde Bilanz: Jüngsten Angaben zufolge starben zwölf amerikanische und ein malaysischer Blauhelm-Soldat. 84 UNO-Militärs, darunter 76 aus den USA, wurden bei den schweren Kämpfen zwischen Clanmilizen und internationalen Truppen verletzt.

Somalische Angaben über die hohe Zahl der Opfer, die die Gefechte von Sonntag und Montag in ihren Reihen gefordert haben, wurden unterdessen vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes bestätigt: Mindestens 500 Verletzte wurden in Krankenhäuser eingeliefert. 30 Somalis wurden inoffiziellen Angaben zufolge getötet.

In den USA verstärkt sich angesichts der neuen Eskalation von Gewalt der Druck auf die Regierung, die amerikanischen Blauhelme zurückzuholen. Was als Aktion zur Beendigung der Hungersnot in Somalia begonnen habe, sei jetzt „ein militärisches Unterfangen jenseits unserer wildesten Erwartungen“, sagte der republikanische Kongreßabgeordnete George Gekas. Das Pentagon aber setzt offenbar auch nach den jüngsten Ereignissen weiter auf eine Demonstration der Stärke: 200 zusätzliche US-Soldaten und schwere Kampfpanzer sollen nun nach Somalia entsandt werden. „Es gefällt mir nicht, daß diejenigen, die jetzt da unten sind, nicht den Schutz haben, den sie brauchen“, begründete US- Präsident Bill Clinton diese Entscheidung.

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