: Hitliste der besten Ausreden von Ladendieben
■ Aus dem Schatzkästlein eines Kaufhausdetektivs: Ist Klauen wirklich so einfach?
Erwischt zu werden bei Sachen, die verboten sind, ist äußerst unangenehm. Doch mit etwas Einfallsreichtum kann alle Scham gemindert werden: Im Volksmund wird betreffendes Allheilmittel „Ausrede“ genannt – humorlose Fahrscheinkontrolleure, betrogene Ehepartner und Kaufhausdetektive sprechen dagegen von „Lügen“. Mitunter aber rufen die Phantasien der Ertappten auch Respekt oder gar Bewunderung hervor. Ein Warenhaus-Sherlock- Holmes berichtet von drei Fällen, die ihm wegen ihrer Dreistigkeit lange in Erinnerung bleiben werden: Immer wieder beliebt ist bei ertappten Dieben die Erklärung, nur mal sehen zu wollen, ob Klauen wirklich so einfach ist. Einer Jura-Studentin war das aber zu simpel. Sie gab an, kurz vor dem Examen zu stehen und die bei ihr entdeckten Sportsachen nur eingesteckt zu haben, um die praktische Seite ihres Berufes kennenzulernen. Das wollte sie dann in ihrer Doktorarbeit verarbeiten. Der Kaufhausdetektiv tat ihr diesen Gefallen und rief die Polizei. In einem anderen Fall ging ihm ein Dieb in die Lappen, der die Taschen mit verschieden Dingen voll hatte. Angeblich wollte „Langfinger“ die Sachen mit nach Hause nehmen, um sie dort in Ruhe an- und auszuprobieren. Ein paar Tage später, so der Dieb, hätte er alles wieder zurückgebracht und für das bezahlt, was ihm zugesagt hätte. Ganz oben auf der Hitliste der besten Ausrede steht beim Detektiv die Geschichte eines älteren Mannes. Erst kurz vor dem Ausgang konnte der Alte gestoppt werden, nachdem er in aller Ruhe seinen Rucksack mit Babynahrung aus der Lebensmittelabteilung vollgestopft hatte. Der Mann sah seine Verfolger erstaunt an, zeigte auf seine Beinprothese und sagte: „Ich wollte doch nur prüfen, ob mein Holzbein die Belastung durch das Gewicht aushält, bevor ich bezahle und meinen weiten Weg nach Hause antrete.“ Aber auch diese geniale Idee konnte den Detektiv nicht überzeugen, er rief die Polizei. Martin Böttcher
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen