: Berufsakademie hat keine Zukunft
■ Bereits die zweite Fachhochschule in Berlin bereitet einen dualen Studiengang vor / In Kooperation mit Banken zum europaweit gültigen Diplom / Einigung zwischen Industrie und Fachhochschulkonferenz
Kaum gegründet, ist die Berliner Berufsakademie zum Auslaufmodell verurteilt. Inzwischen bereitet auch die Fachhochschule (FH) für Technik und Wirtschaft in Karlshorst einen dualen Studiengang vor. Er soll Bankkaufleuten neben der Halbtagsarbeit im Geldinstitut ein reguläres FH-Studium ermöglichen. Im Gegensatz zur Ausbildung an der Berufsakademie (BA) führt dieses Studium zu einem anerkannten Hochschulabschluß. Bundesweite Bestätigung fand indes das duale Studienmodell an der Technischen FH in Wedding: Die Rektorenkonferenz der Fachhochschulen vereinbarte eine Kooperation mit den führenden Wirtschaftsverbänden. TFH- Sprecher Matthias Schütt fühlte sich bestätigt: „Wir machen das gleiche wie die Berufsakademie, bloß wir machen es besser.“
Wie berichtet, war Ende September eine Berufsakademie eingeweiht worden, die ab Januar 1994 rund 120 Lehrlingen das theoretischen Rüstzeug für ihre betriebliche Ausbildung vermitteln soll. Kritisiert wurde, daß die Wirtschaft in die BA-Lehrpläne direkt eingreifen könne, sie aber vom Staat bezahlt werde. Sie sei kein Weg aus der Krise der Hochschulen und vermittle noch nicht einmal anerkannte Abschlüsse. Anders ist das sowohl an der TFH als auch bei dem geplanten Studiengang an der FH für Wirtschaft und Technik. Die FH-Diplome werden in ganz Europa anerkannt.
„Selbstverständlich schreiben wir unsere Lehrpläne weiter selbst“, berichtete Professor Günther Heger über die in Angriff genommene Kooperation zwischen der Karlhorster FHTW und etlichen Großbanken. Spätestens im nächsten Wintersemester sollen Bankkaufleute an der FHTW ein Teilzeitstudium absolvieren können. Sie können in dieser Zeit als Mitarbeiter ihrer Kreditinstitute weiter Geld verdienen. Es solle sich um ein normales BWL-Studium handeln, das erst in der Spezialisierung auf Bankthemen beschränkt werde, meinte der 36jährige Wirtschaftsprofessor Heger.
Die TFH kann nun mit Absegnung der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft ihren Studiengang propagieren. Er kombiniert bislang ein Betriebswirtschaftsstudium mit Praktika oder einer kaufmännischen Lehre. Neben dieser Form sieht die letzte Woche in Bonn getroffene Vereinbarung von Rektorenkonferenz und Wirtschaftsverbänden noch einen andere Variante vor: erfolgreiche Lehrlinge können ins Hauptstudium an einer FH einsteigen. Eingangsvoraussetzung wäre dann nicht mehr das Abitur, sondern der Besuch einer einjährigen Weiterbildung bei einer Kammer. All dies dürfte in zwei Jahren auch die Berufsakadademie anbieten – wenn sie selbst zur FH mutiert ist. SPD und CDU hatten bei ihrer Gründung verabredet, sie in eine FH zu verwandeln, falls ihr die bundesweite Anerkennung versagt bliebe. Für die jetzigen BA- StudentInnen hätte dies den Vorteil, daß sie vielleicht doch noch ein FH-Diplom bekämen. Christian Füller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen