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Nicht von schlechtem Fernsehen

■ Neue Radio-Bremen-Vorabendserie: „Nicht von schlechten Eltern“

Wenn aus einer Fernsehanstalt ruchbar wird, sie habe eine Vorabendserie anzubieten, die im und ums Schulmilieu herum gelagert sei, dann leuchten in unserem Oberstübchen sofort drei rote Lämpchen auf: eins für den „Vorabend“ (pfui, Werbung drumherum); eins für die „Serie“ (pfui, Seichtheit, Trivialität) und eins für „Schulmilieu“ (pfui, Lümmel- von-der-letzten-Bank-Idylle). Jetzt aber drehen wir mal schön die Sicherung heraus und packen die roten Lämpchen verlegen weg. Weil Radio Bremen am Donnerstag bewiesen hat, daß Schule plus Serie plus „ARD vor acht“ erstklassige Fernseh-Unterhaltung ergeben kann.

Komödie, Melodram, Realität: Was Herz und Kopf und Zwerchfell brauchen, ist in der Serie „Nicht von schlechten Eltern“ drin. Familie Schefer (vier Kinder, Eltern, Oma, Hund) erlebt in 13 Folgen den Alltag in der Schule, im Haus, auf Klassenfahrt — in Bremen jedenfalls.

Und wie im wahren Leben, das ja im Fernsehen nur authentisch wirken kann, wenn es in der ästhetischen Verfremdung wahrhaftig inszeniert ist. Natürlich: idyllisch könnte man auch diese Serie nennen, denn die Familie ist intakt, die Schule nicht von Gewalt erschüttert, von harten Drogen gibt es keine Spur. Aber um Wirklichkeit mogelt die Serie sich trotzdem nicht herum: Sie hat ihre Wahrhaftigkeit im Schildern von Beziehungen, von Alltagssorgen und von Konflikten, bei denen Komisches und Trauriges dicht beieinanderliegen. Wahrhaftigkeit im Abbilden von Menschen, die so sind, wie wir selbst — und eben doch viel witziger, viel interessanter, viel überraschender: Sowas gehört zum Schönsten, was Fernsehen zu bieten hat.

Und daß es ausgerechnet Radio Bremen ist, der Sender, der sich finanziell krummlegen muß wie kaum ein anderer — daß ausgerechnet Radio Bremen zeigt, was edle Unterhaltung ist: das sollte manche Geldsack-Anstalt ordentlich beschämen. Sybille Simon-Zülch

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