: Vier-Sterne-Öko-Hotel
■ Kleine Hotels tun sich oft beim Umweltschutz noch ziemlich schwer
Gehobener Service und angenehme Atmosphäre galten bislang als Garant für die Zufriedenheit von Hotelgästen. Langsam aber spiegelt sich das zunehmende Umweltbewußtsein der Kunden auch im Engagement verschiedener Hotels wider, praktizierter Umweltschutz wird zum Kundenservice.
In kleineren Hotels tut man sich mit umweltschonenden Verfahren aber oft schwer. Andrea Grahl vom Institut für ökologisches Recycling stellte auf dem gestern zu Ende gegangenen „Fachkongreß zur Ökologischen Abfallwirtschaft“ ein Projekt vor, bei dem für 25 Berliner Hotels umweltverträgliche Konzepte erstellt wurden. Kostenintensive Investitionen, etwa im Heizungsbereich, sagte Andrea Grahl, würden kleinere Häuser überfordern. Kostenneutrale Maßnahmen würden nur dann umgesetzt, wenn der Wille und professionelles Management vorhanden seien. Schwarze Schafe gebe es natürlich auch im Hotelbereich.
Alles andere als ein „schwarzes Schaf“ ist der Berliner „Alsterhof“, der schon vor einigen Jahren begonnen hat, Müllvermeidung und Energiesparen ernst zu nehmen. Alexandra Küter, Umweltschutzbeauftragte des Vier-Sterne-Hotels, sagt, zum Teil habe man bei den Maßnahmen den Gast im Blick gehabt: „In erster Linie ist es aber dem persönlichen Engagement des Direktors zu verdanken.“ Belohnt wurden die Mühen mit verschiedenen Auszeichnungen, darunter dem Umweltpreis 1993 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz.
Rigoros trennt man im „Alsterhof“ den Müll: Papier, Plastik, Glas, Weißblech und Restmüll werden auseinandersortiert und entsorgt. Speisereste werden gepreßt und an einen Berliner Bauern als Schweinefutter abgegeben. Organische Abfälle werden für die Kompostierung gesammelt. Das eigene Kompostieren hat man im Alsterhof allerdings aufgegeben: „Wir hatten da Probleme mit Ratten“, verrät Alexandra Küter.
Leichte Probleme gab es anfangs auch mit dem Personal, das erst einmal überzeugt werden mußte, eingeschliffene Arbeitsprozesse zu ändern. So wurden die Kleinverpackungen für das Frühstück abgeschafft, Butter und Marmelade in großen Portionen eingekauft und aufgeteilt. Honig erwirtschaftet man selbst durch die hauseigene Imkerei. Der „Alsterhof“ investierte zum Teil erhebliche Summen, um die 136 Zimmer mit Seifenspendern und Energiesparlampen auszustatten. Trotzdem ist es nach Angaben von Alexandra Küter durch einen Teil der Maßnahmen möglich, Geld einzusparen. Besonders die Müllgebühren habe man drastisch senken können. Martin Böttcher
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen