: Ladendiebe an den Pranger stellen?
■ Aktionswoche gegen Ladendiebstahl beendet / Kunden angeblich für schärfere Überwachung und höhere Strafen
Eine „durchweg positive Bilanz“ der Aktionswoche gegen Ladendiebstahl zieht Nils Busch- Petersen, Geschäftsführer des Gesamtverbandes des Einzelhandels. Unter dem Motto „Ladendiebstahl – kein Weg“ hatten die Einzelhändler versucht, mit Plakaten, Flugblättern und einer Kundenumfrage auf Ladendiebstahl aufmerksam zu machen und „die Kunden als Partner bei der Bekämpfung des Ladendiebstahls zu gewinnen“.
Dies sei geglückt, freut sich Busch-Petersen: „Für eine Woche haben wir den Ladendiebstahl aus seinem Schattendasein herausgeholt.“ Es habe „einen tollen Schulterschluß“ zwischen den verschiedenen Einzelhandelsgeschäften gegeben. „In der Hermannstraße waren über 70 Geschäfte mit unserer Aktion dekoriert.“
Das Interesse der Kunden sei sehr groß, resümierten auch Kaufhäuser wie Wertheim am Ku'damm oder Karstadt am Hermannplatz. „Die Kunden sind sensibilisiert“, sagte Wertheim-Geschäftsführer Claus-Peter Schoppa. Jetzt müsse die Kundenbefragung ausgewertet werden. Über tausend Fragebögen hat der Einzelhandelsverband bereits erhalten. Busch-Petersens erster Eindruck: „Die Zustimmung zu schärferen Sicherheitsmaßnahmen und höheren Strafen ist hoch.“ Es gebe allerdings auch „verrückte Vorschläge“, wie beispielsweise die Namen der Ladendiebe der Öffentlichkeit zu präsentieren. Was dann mit ihnen geschehen solle, ließ der Befragte jedoch offen. Rassistische Äußerungen seien ihm bisher kaum untergekommen, sagte Busch-Petersen.
Die Kundenvorschläge stehen in krassem Gegensatz zur Anregung der Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, kleinere Ladendiebstähle nicht mehr als Straftat, sondern nur noch als Ordnungswidrigkeit zu verfolgen. Die Einzelhändler lehnen solche Liberalisierungstendenzen strikt ab. Dagegen befürwortete der Vorsitzende des Berliner Richterbundes, der ehemalige Polizeipräsident Georg Schertz, den Vorstoß der Justizministerin, der Gerichte entlasten soll.
In Berliner Geschäften werden täglich Waren im Wert von einer halben Millionen Mark geklaut. Im Durchschnitt wurden im vergangenen Jahr an jedem Arbeitstag 174 Ladendiebe erwischt. Der Wert der gestohlenen Waren steigt dabei ständig.
Ob in dieser Woche mehr vermeintliche Ladendiebe von KundInnen angezeigt oder aus anderen Gründen erwischt worden sind, darüber wollten weder der Chef des Einzelhandelsverbandes noch die Kaufhausleiter Auskunft geben. Die Polizei vermutet, daß sich die Aktionswoche nicht direkt niedergeschlagen hat. „Im Abschnitt 41, zu dem beispielsweise das KaDeWe gehört, gibt es keine Veränderung“, sagte Bernd Mollerhauer von der Polizeipressestelle. Die Anzahl der ertappten Ladendiebe sei auch in anderen Abschnitten gleichgeblieben. Sabine am Orde
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