Sanssouci
: Vorschlag

■ Lemonheads und Soul Asylum im Huxley's

„Den müßte man heiraten, damit er einem abends schöne Lieder auf der Gitarre vorspielt.“ Sagt eine liebe Freundin, die es wissen muß, weil sie selbst schöne Lieder auf der Gitarre spielen kann. Der Auserwählte ist Evan Dando, Vorsteher der Lemonheads, der sich seit einiger Zeit dem gepflegten Songwriting anstelle des gepflegten Lärms verschrieben hat. Nun hatten die Lemonheads seit jeher ein Faible für die nette Melodie, aber auch für Lautstärke und punkige Elemente, die in den Anfangstagen die Oberhand behalten durften. Das fand etliche Nachahmer, hob die Band aber nicht entscheidend von der Masse ab.

Irgendwann hat Evan Dando festgestellt, daß eine Wanderklampfe zum Musizieren durchaus genügen kann, und im Alleingang einige Songs interpretiert, die zu den feinsten Momenten des alternative rock der letzten Jahre gehören. Die Wandlung vom Boston-Punk zum jungen und doch schon weisen Singer/ Songwriter, die Rückbesinnung auf eher traditionelles Liedgut, hat den Lemonheads eine plötzliche Reife beschert, die Großes erwarten läßt. Selbst wenn Dandos Schulterschluß mit Elvis Costello – dem er sich stimmlich annähert – nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen kann, werden die Lemonheads zumindest auf der Bühne nicht ganz vergessen, warum sie sich einst Verstärkeranlagen zugelegt haben.

Wie Dando hat auch Dave Pirner schon immer Sinn für delikate Melodien bewiesen. Eines seiner schwächeren Werke trällert mittlerweile jedes Kind, was gelegentlich an den Nerven rüttelt, aber immerhin bescherte der Gossenhauer „Runaway train“ Pirner und seiner Band Soul Asylum nach Jahren der Schinderei einen richtigen Hit und beantwortete gleichzeitig die auf dem 87er-Album „Made to be broken“ gestellte Frage „Where will I be in 1993?“: On the top of the pops natürlich.

Daß die Nummer in ihren schlimmsten Momenten an Smokie erinnert, wird der geneigte Hörer verzeihen, weil er weiß, was er an den längst erwachsen gewordenen „kleinen Brüdern von Hüsker Dü“ hat – brillante Gitarrensongs, die immer noch die Energie ausstrahlen, die sie einst aus dem Punk gesogen haben, dabei aber stets scheinbar mühelos die Gratwanderung zwischen Krach und Pop bewältigen. Gleichzeitig hat sich die Band nie gescheut, die Effektgeräte mit dem Cowboyhut zu vertauschen und auch mal einen flotten Country-Song zu intonieren. Auch wenn Soul Asylum mit den Jahren etwas ruhiger geworden sind und den produktionstechnischen „Veredelungen“, die ein Major- Deal mit sich bringt, nicht abgeneigt gegenüberstehen, haben sie immer noch mehr Originalität als viele der heutigen alternative band, denen sie einst das Terrain absteckten. Christian Riethmüller

Ab 20 Uhr im Huxley's, Hasenheide 108–114, Kreuzberg