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■ Mit Philips Buchhaltung auf du und duGlühbirnen der Bank

Eindhoven (dpa) – Sony verkauft seine Mini-CDs immer besser, Philips dagegen stolpert von einer Finanzkrise in die nächste. Nun hat Präsident Jan Timmer versichert, unter seiner Führung habe die Finanzkraft des Konzerns „erheblich zugenommen“. Leider vergaß er, den Anteil der Buchhaltung an diesem Erfolg zu erwähnen. Am Wochenende hat der Radiosender VPRO den Trick enthüllt: Philips hat Patente und Lizenzen für rund 800 Millionen Gulden (etwa 712 Mio. Mark) an die niederländische Rabobank verkauft – bei Timmer stiegen die Einnahmen, bei der Bank sanken die Ausgaben, denn sie mußte weniger Steuern abführen. Seine Glühbirnen, Fernseher und CD-Player kann Philips trotzdem produzieren, denn gütigst vermietet die Bank die Lizenzen an den Konzern ...

Alle sind zufrieden, fast alle: „Wir haben unser Ziel erreicht“, sagt Timmer, und Koos Andriessen, Wirtschaftsminister der Niederlande, versteht die Aufregung nicht. Wieso auch? Er hat den Deal gegen starke Widerstände des Finanzministeriums genehmigt. Der niederländische Staat dürfte etliche Millionen Gulden Steuergeld verloren haben. Aber auch Ministerpräsident Ruud Lubbers gab seinen Segen. Nun will die Amsterdamer Börse aber doch untersuchen, ob Philips „kursrelevante Informationen“ zurückgehalten hat. Börsenmitarbeiter haben den Eindruck gewonnen, daß der Konzern seine Gläubiger schon im Sommer nicht mehr aus eigener Kraft zufriedenstellen konnte. Und ein Pressekommentar fragt: „Was macht die Bank, wenn Timmer keinen Pfennig mehr hat, um seine Patente zu mieten? Beginnt sie dann selbst mit der Herstellung von Glühbirnen?“

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