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Der Eiertanz geht weiter

■ Kresniks Tanztheater in den Mühlen der Verwaltung: Umzug nach Berlin wird immer unwahrscheinlicher

hierhin das Foto

von dem Mann, der

auf ein Glas

niederschaut

Hans KresnikFoto: JO

Nun ist alles nur noch eine Frage der Zeit. Ob Hans Kresniks Tanztheater den Bremern erhalten bleibt oder doch ab der nächsten Saison den Berlinern blüht, wird längst nicht mehr nach inhaltlichen Aspekten entschieden, sondern durch den Ablauf der gesetzlichen Kündigungsfristen erledigt. Bis 30.10. spätestens müssen Kresnik und seine TänzerInnen das Bremer Theater definitiv über ihren weiteren Verbleib informieren — aber die Berliner haben scheint's keine Eile: Gestern vertagte der Senat seine Entscheidung um eine weitere Woche.

3,4 Millionen Mark extra will die Kulturbehörde in den nächsten Landeshaushalt einstellen, um Kresnik an die Volksbühne zu holen. Dem Berliner Innenressort aber erschienen einige Positionen der Finanzierungsvorlage als „bedenklich“, und man bat um neuerlichen Aufschub. Nun raufen sich die Kulturpolitiker hüben wie drüben die Haare, und an der Volksbühne wittert man gar Vorsatz: „Unser Eindruck ist, daß der Senat das verschleppen will.“

Dabei schien alles auf bestem Wege, nachdem Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen im Jußi sogar fünf Millionen Mark für ein neues Tanztheater in Berlin versprochen hatte, mit Hans Kresnik als designiertem Leiter. Nun bräuchte es eigentlich nur noch ein „politisches Signal“ der Regierungsfraktionen, wie man im Kulturressort hofft — doch das steht nicht zu erwarten: Die Berliner CDU jedenfalls mag sich an Diepgens Versprechen gar nicht mehr erinnern. „Wir haben Herrn Kresnik nicht hergebeten“, erklärt der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Uwe Lehmann-Brauns.

Die neuerliche Zurückhaltung der Christdemokraten begründen diese einmal mehr mit den Spar- und Sachzwängen im Lande. „In einer Zeit, wo man Theater schließen muß, wäre es eine schwerwiegende Entscheidung, ein neues aufzumachen“, sagt Lehmann-Brauns. Keinesfalls gehe die ablehnende Tendenz der CDU auf Kresniks Image als linker Wüterich und Staatsvermieser zurück: „Das wäre ja ein Wunder, wenn hier in Berlin mal jemand staatsbejahendes Theater machen würde.“ Daß Kresnik möglicherweise in seiner Eigenschaft als bekennender Trabifahrer und PDS- Sympathisant die Konservativen vergrätzt habe — kein Gedanke daran.

Mit einem Veto der CDU aber bei den kommenden — nunmehr auf die übernächste Woche vertagten — Abstimmungen des entscheidenden Hauptausschusses wären alle Blütenträume der Volksbühne dahin. Das Kulturressort will nun um Kresnik kämpfen, wie Pressesprecher Rainer Klemke gestern erklärte. Vielleicht zu spät: Denn „spätestens in 14 Tagen müßte die Truppe Bescheid wissen, wie es weitergeht“, wie man an der Volksbühne vorrechnet. Schon hat Kresnik selbst, derzeit in Berlin für die Premiere seines „Rosa Luxemburg“-Stücks probend, dem Kul

Auf gut Kresnikisch: Amy Coleman in „Sylvia Plath“Landsberg

tursenator ein Ultimatum gestellt. Bis zum 19.10. fordert er eine klare Entscheidung. Andernfalls wäre eine verläßliche Planung für die kommende Saison 94/95 kaum zu leisten — weder in Bremen noch in Berlin. An der Volksbühne jedenfalls empfindet man die Hinhaltetaktik des Senats „kulturpolitisch, gelinde gesagt, als eine Unverschämtheit“, wie der Referent des Intendanten, Dirk Nawrocki, gestern erklärte.

Auch die Bremer Theaterleute sind über das Berliner Spiel auf Zeit nicht eben glücklich. Als „Eiertanz von wahrhaft weltstädtischen Ausmaßen“ betrachtet Rolf Rempe, Verwaltungsdirektor am Bremer Theater, das unwürdige Schauspiel.

hierhin bitte

das Foto von der

Tänzerin über dem

Stuhl

Die Unsicherheit über den Verbleib Kresniks reichte immerhin aus, um das Theater mit der Forderung nach einer kompletten Aufgabe des Tanztheaters zu torpedieren. Diesen jüngsten Vorstoß des Finanzsenators versuchen Theater und Kulturbehörde zwar angestrengt als gegenstandslos zu betrachten. Dennoch ist das Tanztheater damit erstmal ins Gerede gebracht. Gleichviel: Bliebe Kresnik, bliebe auch alles beim alten, und so erklärte Rempe gestern: „Wir disponieren so, daß Kresnik bleibt.“ Sein Vertrag laufe ohnedies bis 1996. Schließlich „ist er eines unserer Markenzeichen“, und alle Sparvorschläge in dieser Sache seien „finanziell überhaupt nicht darstellbar“. tom

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