: Abfuhr für Lafontaine
■ Verlangsamung der Lohnanpassung abgelehnt
Erfurt (AP) – Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine hat mit seinem Eintreten für eine verlangsamte Anpassung von Löhnen und Renten im Osten eine Abfuhr aller Vorsitzenden der SPD-Fraktionen von Landtagen, Bundestag und Europaparlament erhalten. Auf ihrer Konferenz in Erfurt stellten sie sich gestern hinter eine Resolution der SPD-Fraktionschefs in den ostdeutschen Landtagen, in der eine weitere Streckung der Lohnangleichung entschieden abgelehnt wird, weil diese zu einer weiteren Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte führen würde.
Die Tarifautonomie werde von den Sozialdemokraten selbstverständlich respektiert, erklärte der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse nach den Beratungen.
Auch bei der bisher geltenden Rentenberechnung und -anpassung müsse es bleiben, „selbst wenn ostdeutsche Frauen mit langen Lebensarbeitszeiten durchschnittlich mehr Rente bekommen, als Rentnerinnen im Westen“, hieß es in der Erklärung.
Die Diskussion müsse wieder von einer Person des Parteivorstands zur Hauptaufgabe der Politik zurückkehren, sagte Thierse. Diese bestehe in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die Schlüsselfrage nicht nur für die neuen Bundesländer, sondern für ganz Deutschland laute, wie vorhandene Arbeit besser und gerechter verteilt werden könne.
Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose, sagte, Deutschland müsse endlich aus der Katerstimmung herauskommen, in die es nach dem Glücksfall der deutschen Einheit geraten sei, und die Chance des zweiten Wiederaufbaus ergreifen.
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