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Mörder von Chris Hani in Südafrika verurteilt

■ Zwei Schuldsprüche und ein Freispruch im Hani-Prozeß

Johannesburg (taz) – Der ehemalige Sprecher der rechtsradikalen Konservativen Partei Südafrikas, Clive Derby-Lewis, und der polnische Einwanderer Janusz Waluz wurden von einem Johannesburger Gericht des Mordes am Chef der Kommunistischen Partei, Chris Hani, für schuldig befunden. Waluz hatte sein Opfer in dessen Hauseinfahrt erschossen, Derby-Lewis nach Ansicht des Gerichts die Tatwaffe samt Schalldämpfer besorgt. Gaye Derby-Lewis, Ehefrau von Clive und dritte Angeklagte, wurde mangels Beweisen von allen Anklagepunkten freigesprochen, obwohl, so der Richter, „die Angeklagte bei ihren Aussagen die Unwahrheit sagte“.

Die Schuldsprüche ergingen wegen Mordes und illegalen Waffenbesitzes. Das Strafmaß wird laut südafrikanischem Recht vom Richter später festgesetzt. Auf Mord steht am Kap die Todesstrafe, die aber vom ANC abgelehnt wird. Carl Niehaus, Sprecher des African National Congress (ANC), begrüßte die beiden Schuldsprüche und erklärte allerdings – in Übereinstimmung mit dem heftig protestierenden Publikum im Gerichtssaal –, es gebe „starke Vorbehalte wegen des Freispruchs“.

In die Ermittlungen wurde ein ehemaliger Chef des Landeskriminalamtes von Baden-Württemberg eingeschaltet. Das Ehepaar Derby-Lewis und ein Vierter im Bunde, der Journalist Arthur Kemp, unterhielten enge Verbindungen zur rechtsradikalen Szene in Deutschland. Kemp stellte sich als Zeuge zur Verfügung und entging so einer Anklage.

Die Witwe von Hani befand sich beim Urteilsspruch im Gerichtssaal. Ihr Ehemann war am Ostersamstag dieses Jahres erschossen worden. Der Mord löste heftige Unruhen aus. Die weiße Minderheitsregierung unter Staatspräsident De Klerk und der ANC einigten sich schließlich auf den 27. April nächsten Jahres als Termin für die ersten demokratischen Wahlen. Hani war einer der populärsten Politiker in der südafrikanischen Anti-Apartheid- Bewegung gewesen. Willi Germund

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