: Supergift im dunkeln
■ In der ARD: Die Fässer von Seveso
Berlin (taz) – Im Auftrag der ARD hat sich der Reporter Ekkehard Sieker noch einmal auf die Spur der Fässer von Seveso gemacht. Der Verdacht, daß nach der Dioxin-Katastrophe von 1976 einiges vertuscht wurde, ist alt. Mediziner können heute nachweisen, daß Menschen um so häufiger an Krebs erkranken, je näher am Unfallort sie damals gewohnt haben. Was aber mit der verseuchten Erde geschah, die in 41 Fässer abgefüllt wurde, ist schlechter nachzuvollziehen. Die Giftfracht tauchte plötzlich in Südfrankreich auf, landete dann aber doch in Basel, wo sich Hoffmann-La Roche, die Stammfirma der norditalienischen Fabrik, um öffentlichkeitswirksame Schadensbegrenzung bemühte. Die Dioxinerde wurde verbrannt, im Abgas waren nur noch minimalste Spuren des Supergiftes nachweisbar. Nur: Vielleicht war auch in den Fässern nichts drin gewesen. Sie hatten Seveso ohne Aufschrift verlassen und waren beschriftet in Basel angekommen. Schwerer waren sie auch geworden. Wurden sie ausgetauscht? Und warum? Vor allem die zweite Frage will Sieker beantworten: In Seveso soll illegal Dioxin für chemische Waffen hergestellt worden sein. Hoffman-La Roche bestreitet diesen Vorwurf. Die Schweriner Staatsanwaltschaft will nun aber doch noch einmal untersuchen, ob die echten Seveso-Fässer in der Deponie Schönberg liegen. Auch dieser Verdacht ist alt. Neu ist ein Stasi-Zeuge. Er behauptet, daß die Gifte in einem Betonbunker unter der Deponie eingelagert worden seien. Niklaus Hablützel
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