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Polizeikessel in Celle

■ 18 Festnahmen bei Demonstration gegen „Ritterkreuzträger“

Celle — Bei Protesten von rund 300 Demonstranten gegen ein Treffen von Ritterkreuzträgern der früheren deutschen Wehrmacht in Celle sind am Samstag 18 Personen vorübergehend festgenommen worden. Nach Angaben der Polizei kam es nach einer friedlichen Kundgebung zu Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften.

Die mit etwa 300 Beamten vertretene Polizei ging auch mit Schlagstöcken vor, als Eier flogen und die Demonstranten versuchten, trotz Sperren zum Festakt der Ritterkreuzträger in den Schloßpark vorzudringen. Die Demonstranten warfen den Ritterkreuzträgen vor, Kriegsverbecher in ihren Reihen zu dulden.

Mit einer Polizeikette wurde nach den Ausschreitungen ein Großteil der Demonstranten festgesetzt. Nach Polizeiangaben habe es Erkenntnisse gegeben, daß rechtswidrige Aktionen geplant seien.

Die Beamten überpüften in 109 Fällen die Personalien. Außerdem seien unter anderem Springmesser, Schlagstöcke, Feuerwerkskörper und Reizgas sichergestellt worden. Gegen 17 der Festgenommenen sollen jetzt Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs, bei einer Person wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz eingeleitet werden.

Gut 100 der weltweit noch rund 800 lebenden Mitglieder der „Ordensgemeinschaft der Ritterkreuz-Träger“ hatten sich am Wochenende in Celle getroffen. Sie wollten am Sonnabend der gefallenen Soldaten beider Weltkriege gedenken. An dem Festakt nahmen auch ein Zug der Bundeswehr, das Heeresmusikkorps drei aus Lüneburg sowie Vertreter der britischen Rheinarmee teil. Bundeswehrsoldaten legten am Ehrenmal im Schloßpark für die Ritterkreuz-Träger sowie die Abgesandten der Rheinarmee Kränze nieder. Eine Rede hielt dabei der Standortpfarrer der Bundeswehr, Dechant Herbert Hölsken.

Der Festakt wurde mit Trillerpfeifen und Sprechchören massiv gestört. Die Demonstranten riefen „Mörder, Mörder!“ und „Nie wieder Krieg!“ Während einer vorausgegangenen Kundgebung „Gegen das Vergessen“ warfen Redner den Ritterkreuzträgern vor, Kriegsverbrecher in ihren Reihen zu dulden.

Im Gegensatz zur Kundgebung war die anschließende Demonstration am Schloßpark laut Polizei nicht angemeldet und genehmigt worden. dpa

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