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Was Kohl sein Ossi, ist Rühmkorf sein „Ochsi“

■ Was wäre ein Wochenende ohne Heitmann? Er inspiriert selbst Büchner-Preisträger

Berlin (dpa/taz) – Treu steht der Kanzler zu seinem Wunschpräsidenten Heitmann, untreu aber wird des Kanzlers Helfer im Parlament: Wolfgang Schäuble deutete am Wochenende erstmals ein Abrücken vom Vielumstrittenen an. Falls die SPD nicht an Johannes Rau festhalte und sich für einen Präsidenten aus Ostdeutschland ausspreche, könne man sich erneut auf die jetzt gemeinsame Suche nach einem geeigneten Kandidaten machen, sagte Schäuble unter pflichtgemäßen Hinweisen auf die angeblich „hervorragenden“ Eigenschaften des Kohl-Protegés für den Job. SPD und FDP jubeln. Die SPD hält aber weiter zu Rau, die FDP-Kandidatin Hamm-Brücher bedauert Heitmann, der „verheizt“ werde.

Der reagierte mit einem trotzigen „Nun erst recht“ auf die wachsenden Wünsche, er möge von seiner Kandidatur Abstand nehmen. Da wiche er „den Falschen“. Die Falschen sind nach einer neuen Umfrage die Mehrheit der Bundesbürger: Nur 17 Prozent sind für Heitmann, immerhin 54 Prozent für Rau.

Auf eher fragwürdige Weise inspiriert der sächsische Kandidat schon die neuere deutsche Literatur: In einem schwungvollen Rundumschlag in seiner Dankesrede zur Verleihung des Büchnerpreises wetterte Preisträger Peter Rühmkorf über den Wiedervereinigungsprozeß: Er bestehe aus einer „Kette von Lügen“, angefangen bei „den Langfingern, die sich Treuhand nennen, bis hin zu jenem von unserem Kanzler in die Arena getriebenen Ochsi von Präsidentenanwärter, der angeblich sagt, was er denkt“.

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