: Geduldskettfäden
■ Kostbare Kimonos im Überseemuseum
Wie Sakralgewänder hängen sie da, halbhoch vor weißer Leinwand, still, würdevoll, schimmernd: die 24 Kimonos der Aya Miyata im Überseemuseum. Sie haben alle einen Namen, „Grüner Schatten“ zum Beispiel, „Nachtglanz“ oder „Beginn der kühlen Jahreszeit“. Jeder Kimono ist ein ungeheuer aufwendig hergestelltes Unikat, jeder Zeugnis einer Kultur, die zur Verehrung ihrer Götter der Verschwendung fähig ist. So sucht die Tochter eines Seidenhändlers aus Kyoto ihren Rohstoff, die Seide, in entlegenen Bergdörfern selbst aus, wenn sie noch im Kokon ist; die allerfeinsten Seidenfädchen werden dann von Hand gesponnen, und für einen Kimono arbeitet die Spinnerin bis zu zwei Monate. Als Farben
HIERHIN DER KIMONO
kommen nur Pflanzenfarben vom Gagelstrauch, der Ingwerwurzel oder auch von Erlenzäpfchen in Betracht, Blau wird aus Indigo gewonnen. Das Geheimnis der erstaunlich intensiven Farben ist die Lagerzeit: Bis zu 30 Jahre lang lagert die japanische Textilkünstlerin die gefärbten Stränge, ehe sie ans Verweben denkt. Die Kettfäden der in schlichter Leinwandbindung gewebten Stoffe sind meist sehr dezent in der sogenannten „Ikat“- Technik eingefärbt, so daß im Gewebe Wellenmuster und diagonale Strukturen entstehen können. Die farbigen Kimonos der Aya Miyata laden unbedingt zur Versenkung ein. Die Ausstellung im Überseemuseum läuft noch bis Ende des Monats. Burkhard Straßmann
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