O Gott! Sie werben wie der Teufel

■ Vier Bistümer machen PR: Plakataktion nach außen, Supervision nach innen

Frankfurt (taz) – Am Eingang des Restaurants im Frankfurter Palmengarten weist ein Pappschild auf die Pressekonferenz der PR- Agentur ABC/Eurocom hin. Nichts deutete darauf hin, daß im Irissaal drei leibhaftige katholische Bischöfe und ein Generalvikar der heftig interessierten Öffentlichkeit harrten. Geschäftsführer Bernd Schupperer wirkte etwas weltlich verloren zwischen den geistlichen Herren, die sich sicht- und hörbar schwer vermarkten ließen. Bischof Karl Lehmann aus Mainz stellte die konzertierte kirchliche Werbekampagne steif und trocken vom Blatt vor. Er bestätigte außerdem ein Naturgesetz: Worüber und wann immer ein Theologe etwas sagt, so wird doch eine Predigt daraus. Anton Schlembach aus Speyer improvisierte – Todsünde der PR – Medienschelte und schaffte es nebenbei, in ungefähr fünf Minuten das Wort „Gott“, das im Manuskript nur einmal vorkam, im doppelten Dutzend unterzubringen. Der PR-Mann atmete sichtlich auf, als sich der Limburger Bischof Franz Kamphaus in der Quadratur des Kreises versuchte, Kirche und Reklame unter einen Bischofshut zu bringen, und nichts wissen wollte von der „Horrorvision“ kirchlicher Spots zwischen „Halbfettmargarine und Weichspüler“.

Trotz emsiger Mühen der Beteiligten blieben Sinn und Ziel der für drei Jahre konzipierten und drei Millionen teuren Kampagne seltsam verschwommen. Generalvikar Jakob hatte zwar Klartext gesprochen: „Wir dachten zunächst, mit Hilfe einer professionellen Kommunikationsagentur könnten wir vielleicht die Akzeptanz der Kirchensteuer in der Öffentlichkeit erhöhen.“ Das aber schminkten ihm die Profis ab. Heraus kam, außer vorerst einigen eher konfliktscheuen Plakaten und Spots für Programmkinos, ein Konzept, das sich vorerst auf die Binnenstrukturen der katholischen Kirche konzentriert und wie eine Mischung aus Betriebsanalyse, Supervision und Gruppentherapie für frustrierte MitarbeiterInnen in einer verbeamteten Verwaltungshierarchie wirkt.

Die Frage, warum der nächste Nachbar und Bruder, der ebenso publicityträchtige wie rechtslastige Fuldaer Oberhirte Johannes Dyba, sich an der Kampagne nicht beteiligt habe, beantworteten die Bischöfe fast unisono: „Fragen Sie ihn doch selber!“ Daß der Mercedes-Fahrer, der in der Nacht zum Montag mit seinem Wagen durch das geschlossene Portal des Fuldaer Domes bis vor den Altar gefahren war und dort außer Sachschaden zehn Mark Kollekte hinterlassen hatte, von ihr engagiert worden sei, bestritt ABC/Eurocom. Heide Platen