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Auf der Suche nach 41 Dioxin-Fässern

■ Schönberg: Fahndung wie nach der Nadel im Heuhaufen

Seit gestern fahndet das Umweltministerium von Mecklenburg-Vorpommern auf Europas größter Giftmülldeponie nach den 41 Dioxin-Fässern aus Seveso. Noch bis Mitte nächster Woche führt ein fünfköpfiges Expertenteam elektromagnetische Untersuchungen durch, um den verschwundenen 150 Tonnen des Ultragiftes auf die Spur zu kommen.

Bereits im Juni dieses Jahres hatte das Umweltministerium eine umfangreiche systematische Untersuchung alter Schönberg-Akten aus Stasi-Beständen in Auftrag gegeben. Zuvor hatten sich die Hinweise verdichtet, daß das Seveso-Gift illegal in Schönberg verbuddelt wurde. Der Geologe Uwe Starke, der die jetzt angelaufene Fahndung leitet, betont, nach der Durchsicht der Akten der Abteilung Kommerzielle Koordinierung (KoKo), die zu DDR-Zeiten die Deponie Schönberg betrieb, seien „einige Fragezeichen“ und „neue Verdachtsmomente“ entstanden.

Nach den Unterlagen habe die Koko einen rund drei Hektar großen Teil der Deponie für die Lagerung hochgiftiger Abfälle hergerichtet. Doch während die DDR-Akten über Europas größte Giftmüll-Deponie 50 Mappen füllen, fehlen mysteriöserweise sämtliche Unterlagen über das Gift-Areal aus den Jahren 1982 und 1983. Genau in dieser Zeit sollen die Seveso-Fässer nach Informationen der taz nach Schönberg gewandert sein.

Die jetzt angelaufene Dioxin-Fahndung gleicht allerdings der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Mit den elektromagnetischen Verfahren, die ab heute durch Radarmessungen ergänzt werden, sind laut Schweriner Umweltministerium nur Fässer zu ermitteln, wenn sie in hoher Anzahl dicht aneinander gelagert werden. Ob weitere Untersuchungen folgen werden, falls die jetzigen Ermittlungen ergebnislos bleiben, ist unklar. Die Zeitbombe aber tickt: Nach Auffassung der Lübecker Grünen gefährdet der Inhalt der möglicherweise inzwischen durchgerosteten Fässer dasTrinkwasser für eine halbe Million Menschen. Marco Carini

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