: Der alte Mann und die Segel
■ Über den geplanten Neuanfang des Deutschen Segler Verbandes und seinen alten Chef Hans-Otto Schühmann
Hans-Otto Schümann steigt aus. Nach acht Jahren als Präsident des Deutschen Segler-Verbandes hat der Unternehmer keine Lust mehr: „Man muß wissen, wann es Zeit ist, aufzuhören“, läßt der 77jährige verlauten. Am Wochenende treffen sich 500 Delegierte im Congress-Centrum Hamburg, um die Präsidiumsämter neu zu besetzen. Schümann kandidiert dann nicht wieder, er will der Verbandspolitik den Rücken kehren. Auch aus dem aktiven Seglersport will sich der Kaufmann, der im Hamburger Freihafen Raffinerien besitzt, zurückziehen. Das Präsidentenamt bleibt aber in der Hansestadt: Als einziger Kandidat steht der Hamburger Kakaohändler Hajo Fritze bereit - seine Wahl gilt als gesichert.
Wenn Hans-Otto Schümann heute im Congress-Centrum Hamburg vor die rund 500 Delegierten des Seglertags tritt, dann trägt er auch wieder seine Kapitänsmütze, den ständigen Begleiter seiner Segelkarriere: „Die hat schon elf Fastnetrennen mitgemacht“, erzählt er dann und verweist auf die Salzränder - kein Seemannsgarn. „Sir Sail“, wie sie ihn in England nennen, ist der wichtigste Pionier der Hochseesegelei in Deutschland: Seit Mitte der 50er Jahre hat er als Botschafter des deutschen Segelsports mit insgesamt 12 Renn-Yachten des Namens Rubin auf allen Segelrevieren der Welt halt gemacht, die größten sportlichen Erfolge waren die Admirals-Cup-Siege in den Jahren 1973, 1985 und 1993. Schon seit 1957 leitet Schümann den Hamburger Segel-Club, seit zwei Jahren ist er auch im Deutschen Segler-Verband aktiv. Zuletzt ließ er da aber die Zügel schleifen: Die fehlende Anbindung der Segler im Osten, die mangelhafte finanzielle Ausstattung des Verbandes und das schlechte Abschneiden der deutschen Segler bei den beiden letzten olympischen Spielen wird auch einer Führungsschwäche Schümanns angehängt: Damit soll der Nachfolger jetzt aufräumen, wichtigster Tagesordnungspunkt beim Seglertag neben der Neuwahl ist eine Strukturreform des Verbandes. „Sie muß kommen, um den Verband für die Zukunft zu rüsten“ erklärt Nachfolger Fritze. Der 62jährige hat seinen aktiven Job als Kakaohändler in London mittlerweile an den Nagel gehängt, will sich vollständig um das neue Amt kümmern. Hans-Otto Schümann braucht das nicht mehr zu scheren, Sir Sail bekommt morgen noch einmal Standing Ovation - den Dank der Segler für ein Lebenswerk im Sport. ank
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