■ Kommentar: Abfallbeseitigung
Immer mehr Indizien sprechen dafür, daß nach der Explosion der Chemie-Firma Icmesa im italienischen Seveso eine riesige Vertuschungsaktion stattgefunden hat, an der Chemieunternehmen, deutsche Geheimdienstler, Müll-Mafiosi und Behörden sowie Politiker mehrerer Länder mitgewirkt haben. Das mögliche Ziel: Es sollte verheimlicht werden, daß bei der Hoffmann La-Roche-Tochter Icmesa nicht ungefährliche Zivilprodukte, sondern unter höchster Geheimhaltung dioxinhaltige Kampfstoffe produziert wurden. Eine genaue, vorgeschriebene, Untersuchung der Orginal-Fässer vor der Verbrennung in Bern hätte diese Tatsache möglicherweise ans Licht befördert. Deshalb mußten die Fässer vertauscht und die Orginale verbuddelt werden.
Das alles ist zugegebenermaßen noch nicht bewiesen. Hoffmann La-Roche dementiert natürlich. Aber die Indizienkette, die für die Vertuschungs-These spricht, ist in sich plausibel. Hier ist die Staatsanwaltschaft, hier sind Ermittlungen gefragt. Doch die Staatsanwälte schlafen selig. Obwohl von dem Journalisten Siekker und den Politikern Wosniza und Staes seit Jahren in akribischer Kleinarbeit Geheim-Dokumente und Zeugenaussagen zusammengetragen wurden, die das Riesen-Vertuschungsmanöver belegen, hat sich noch kein Staatsanwalt für diese umfangreichen Materialien sonderlich interessiert. Schlafmützigkeit, die Methode hat?
Denn immerhin sind mehrere deutsche Firmen und Behörden, besonders aus den Nord-Bundesländern, in den Abfalldeal verwickelt. Da ist es für viele Einflußträger wohl besser, wenn brisante Akten nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen, sondern verschwinden. Abfallbeseitigung eben.
Marco Carini
Siehe Bericht auf Seite 22
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