■ Heute im Kino 46: Weibsbilder zum Kringeln
Den Komikern des frühen amerikanischen Kinos war nichts heilig – mit einer Ausnahme: Über Frauen wurde nicht gelacht. Charly Chaplin, Buster Keaton und Harold Lloyd kämpften immer um die Herzen von schönen, melodramatischen und im Grunde recht drögen Partnerinnen, während Stan und Ollie sich mit Hausdrachen herumschlagen mußten, die eher Horror als Komik erzeugten.
In den dreißiger Jahren versuchte dann der Produzent Hal Roach, eine weibliche Version von Laurel und Hardy zu etablieren. Der Kontrast zwischen der schönen und resoluten Thelma Todd und ihrer ungeschickten, nicht allzu gescheiten Partnerin, die zuerst von Zasu Pitts und dann von Patsy Kelly verkörpert wurde, wurde dabei in wilden Slapsticksituationen voll ausgekostet. Aber so recht gelang es auch den routinierten Regisseuren von Roach's Studio nur selten, den passenden Rahmen für die beträchtlichen komischen Talente der Schauspielerinnen zu finden.
„Wenn die Kurzfilme etwas Erfolg hatten, so fast nur wegen der unvergleichlichen Persöhnlichkeiten der Stars. Roachs Team versuchte Situationen zu schaffen, die den Frauen eher als Männern entsprachen, aber dabei verkalkulierten sie sich viel zu oft, und wenn sie die Girls in einfache Action-Komödien packten, war das Resultat oft peinlich“, so der Filmhistoriker Leonard Maltin.
Heute und morgen zeigt das Kino 46 in Zusammenarbeit mit TheaLit vier dieser Kurzfilme in den Originalfassungen. Rundherum gelungen ist davon nur „The Bargain of the Century“, in dem Thelma und Zasu in aller Unschuld einen Streifenpolizisten um seinen Job bringen, um ihn dann als Hausmann in ihre Küche zu verfrachten.
In „Done in Oil“ müssen Todd und Kelly sich als Malerinnen behaupten (und versuchen, französischen Kunsthändlern ihre Kleckse als moderne Kunst zu verkaufen). In „Air Fright“ sind sie als Stewardessen im fliegenden Flugzeug einem verrückten Wissenschaftler und seinem speziellen Schleudersitzen ausgeliefert. In „On the Loose“ folgt die Kamera einfach nur Todd und Zasu auf Coney Island von einer Jahrmarktsattraktion zur nächsten. Der Film wäre ohne jeden Witz, wenn in der letzten Szene nicht Laurel und Hardy noch kurz ihre weiblichen Pendants besuchen würden. Wilfried Hippen
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