Vulkan-Aktien steigen

■ Bremer Finanzsenator hofft auf weiteren Boom

Dorothee Kolbeck-Rothkopf ist „Beteiligungsreferentin“ beim Senator für Finanzen. „Seitdem wir dieses Vulkan-Geschäft haben, gucke ich jeden Morgen nach den Börsen-Notierungen“, sagt sie. In den letzten Wochen mit einem bangen Gefühl: Die Vulkan-Aktien steigen, inzwischen auf über 100 Mark. Der Kurs hat für den Bremer Finanzsenator große Bedeutung: Am 15. Januar verfügt Bremen über 19 Prozent der Aktien des Elektronik- und Schiffbau-Konzerns, die bisher „geparkt“ sind. Diese Aktien sind der Gegenwert für ca. 350 Millionen Mark, die Krupp 1991 für die Rüstungselektronik-Firma Atlas Elektronik kassiert hat. Die Finanzierung lief über eine Kapitalerhöhung beim Vulkan, das Land garantierte für Aktien im Gegenwert von 350 Millionen zwei Jahre lang einen Kurs von 125 Mark. Damit war das Risiko aus dem Wahljahr vertagt.

Zunächst stagnierte der Kurs bei 80 Mark, für 125 Mark wollte niemand was abkaufen. Am 15. Januar 1994 übernimmt Bremen nach dem komplizierten Vertragswerk die Aktien und kann sie gleichzeitig den Banken übergeben — die haben damals aber nur einen Abnahmepreis von 80 Mark garantiert. Bremen müßte die Differenz zuzahlen, ca. 126 Millionen Mark. Wenigstens eine klare Sache, sagt die Finanz- Referentin.

Und nun steigen die Aktien, das Risiko Bremens scheint sich zu verringern. Aber die Frage wird sich stellen, welchen Preis die Banken ab 15.1.1994 zu zahlen bereit sind. Die Alternative: Bremen behält einen Teil der Aktien, nimmt dafür von den Banken einen neuen Kredit auf und versucht, Stück für Stück an der Börse zu einem besseren Kurs loszuwerden. Sehr behutsam, damit das Angebot die Nachfrage nicht überfordert. Bleibt der Kurs aber stabil...?

Entscheidend ist so die Frage: Warum steigen die Kurse? Anlageberater bei bremischen Banken versichern, daß sie nicht zum Kauf von Vulkan-Aktien geraten haben. Für den Geschäftsführer der Bremer Börse, Axel Schubert, ist die Vulkan-Aktie ein „Spekulationswert“. Warum derzeit darauf spekuliert wird? Eine Schweizer Bankgesellschaft hatte vor 14 Tagen den Kauf von Vulkan-Papieren mit dem Hinweis auf eine zu erwartende Dividende empfohlen. Aber das kann es nicht sein. Ausländische Anleger hätten in den letzten Wochen Vulkan-Aktien in Tausender-Pakete geordert, weiß Schubert. Wer, warum?

Der Referentin beim Finanzsenator ist das egal: „Wer immer sie kauft — Hauptsache er kauft sie“, ruft sie in die Welt hinaus. K.W.