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Schönberg: Fässer-Suche vorerst gestoppt

■ Panne bei der Fahndung nach Seveso-Gift / Expertenteam nach Hause geschickt

Sie suchten nur einen Tag. Nachdem am Mittwoch ein sächsisches Ingenieurbüro im Auftrag des Umweltministeriums von Mecklenburg-Vorpommern damit begonnen hatte, ein drei Hektar großes Teilstück der Deponie Schönberg nach 41 dioxinhaltigen Seveso-Fässern abzusuchen, kam bereits einen Tag später das vorläufige Aus für die Fässer-Fahndung. Wie das Umweltministerium am Donnerstag abend mitteilte, wurde der Vertrag mit dem Expertenteam kurzfristig aufgelöst.

Begründung: Die zur Prüfung des Dioxin-Verdachts auf der Deponie eingesetzten Schallwellen-Untersuchungen hätten nicht dem Ministeriums-Auftrag entsprochen und seien ungeeignet, Gebäude, Gebäudeteile oder Fässer im Untergrund aufzufinden. Sie seien aufgrund der Dämpfung des Müllmaterials im Deponie-Untergrund nicht in der Lage, bis hin zu eventuellen Festkörpern zu gelangen, in denen sich die 41 Fässer befinden sollen. Was im Umweltministerium allerdings weiterhin bezweifelt wird. „Nach wie vor gibt es keine Beweise für eine illegale Ablagerung von Seveso Dioxin“, betont die Ministeriums-Sprecherin Monika Effenberger.

Trotzdem würde nun eine Bochumer Firma ab kommenden Montag die Fässer-Suche mit geoelektrischen und geomagnetischen Methoden fortsetzen. Trotz der kurzfristigen Auswechselung könne der vorgesehene Zeitplan aber eingehalten werden. Die Analysen sollen bis Ende der kommenden Woche abgeschlossen werden, ihre Auswertung wird eine weitere Woche dauern.

Probleme hat das Umweltministerium auch mit dem belgischen Europaabgeordneten Paul Staes, der in jahrelanger Kleinarbeit Hinweise darauf zusammengetragen hat, daß dioxinverseuchter Müll aus Seveso in Schönberg gelandet ist. Beide Seiten werfen sich vor, Informationen zurückzuhalten.

Konrad Rauter, Abteilungsleiter des Bereichs Abfallentsorgung im Umweltministerium forderte Staes jetzt auf: „Geben sie uns endlich alle Unterlagen, über die sie verfügen, damit wir gezielter suchen können“.

Staes hingegen betont, er habe mehrfach erfolglos versucht, das Umweltministerium dazu zu bewegen, mit ihm einen gegenseitigen und vollständigen Austausch aller vorliegenden Informationen zu veranstalten. Zudem lägen auch dem Ministerium genügend Hinweise über Personen vor, die über den Dioxin-Deal Bescheid wüßten, offenbar aber noch nicht von offizieller Seite befragt wurden.

Marco Carini

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