■ Heute im Wehrschloß: Der Stehaufmann
Heute im Wehrschloß
Der Stehaufmann
Bevor Faith No More die Früchte ihres ersten Hits „We care a lot“ ernteten und richtige Rockstars mit Limosinen wurden, schmissen sie erstmal ihren Sänger Chuck Mosley aus der Band. Doppelt bitter: Das Lied von der schmutzigen Arbeit, die schließlich jemand machen muß, stammte aus seiner Feder.
Fortan suchte Mosley, den erneuten Anschluß an den Rockmarkt oder wenigstens Annerkennung über den vierteljährlich eintrudelnden Tantiemenscheck hinaus. Beides blieb ihm trotz einiger Anläufe, der letzte als Frontmann der Rasta-Fundis Bad Brains, versagt.
Cement ist der bislang vielversprechendste Anlauf des Stehaufmännchens Mosley. Zusammen mit drei Szene-Kumpels brettert er in bislang ungeahnter Spielfreude alles runter, was gefällt: trockener Metal, freakige Zappa-Eskapaden, garniert mit Ausflügen in Funk- und Hardcore. Zwischen vierzigsekündigem Gebretter und vierminütigen sphärischen Epen variieren die Songs, und obwohl kein neues „We care a lot“ in Sicht ist, darf man auf die Europa-Premiere gespannt sein.
Besonders, wenn ihm Unsane zur Hilfe eilen. Das Trio versetzte das Wehrschloß bereits im letzten Jahr in Verzückung. Originell ist der gallenbittere Soundbrei aus Feedback-Gitarre und Herrengekreische zwar nicht — aber beeindruckend heftig.
Da können auch die Dumpfrocker M 99 aus Portland das fröhliche Noiserock-Stelldichein nur verzögern, aber nicht aufhalten. L.R.
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