Nicht mehr 08/15 aus der Hüfte

■ Gemeinsame Landesplanung Bremen/Niedersachsen mit neuen Daten

„Wenn wir zum Beispiel wissen, wieviele Pendler aus Lilienthal täglich nach Bremen zur Arbeit fahren, dann könnten wir eine öffentliche Verkehrsanbindung viel besser planen.“ Für Prof. Gerhard Bahrenberg von der Uni Bremen ist das nur ein Beispiel, wie man aus gemeinsamen statistischen Erhebungen in Bremen und Niedersachsen Konsequenzen für eine gemeinsame Landesplanung entwickeln kann. Über 20.000 Einzeldaten hat der Wissenschaftler mit seinen Studenten aus dem Rohmaterial der Statistischen Landesämter Bremen und Hannover ausgewertet. Gestern wurden die „Regionalstatistischen Grundlagen 1993“ für eine gemeinsame Landesplanung Bremen/Niedersachsen offiziell vorgestellt.

Volker Hannemann, Leiter des Statistischen Wahlamtes in Bremen, spricht von einem „neuen Pusch“ in der Zusammenarbeit der Länder. „Bei den Statistiken ist es uns deshalb in erster Linie darum gegangen, den gemeinsamen Planungsraum von Bremen und Niedersachsen analytisch kennenzulernen.“ Ohne solche Kenntnis sei eine Planung kaum möglich.

Wo lebt die jüngste Bevölkerung, wo sind die meisten Geburten, wo wohnen die meisten Ausländer, wie dicht wohnen die Menschen, wo gehen die meisten Arbeitsplätze flöten? „Die Schließung des Dasa-Werkes in Lemwerder konnten wir statistisch natürlich nicht berücksichtigen“, erklärt Jürgen Dinse vom Statistischen Landesamt, „aber fest steht, daß sie eine Region trifft, die schon 1970 als strukturschwach galt.“ Auf Bremen bezogen steht zum Beispiel auch fest: Sowohl Dienstleistungen als auch produzierendes Gewerbe wandern gnadenlos ab und nehmen Teile der Bevölkerung mit. Und die Umlandgemeinden freuen sich.

„Es gibt noch einige Widerstände und Mauern zu überwinden“, formulierte Axel Priebs vom Bremer Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung die Startschwierigkeiten in der Zusammenarbeit. Um aber künftig „Wildwuchs“ in der Landesplanung zu vermeiden, sei eine Zusammenarbeit unerläßlich: „Gemeinden wie Weyhe oder Stuhr können wir uns verkehrstechnisch beispielsweise gar nicht mehr leisten“, sagt Priebs. Dort stünden die Häuser auf zerstreuten Einzelgrundstücken weit auseinander. „Für öffentlichen Personen-Nahverkehr ist das unmöglich.“ mad