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Klöckner-Rettung ohne industrielle Führung

■ Senat billigte „Bremer Interessenten“-Angebot für Übernahme der Klöckner-Hütte

Optimistisch und demonstrativ gut gelaunt präsentierten sich Bürgermeister Wedemeier und die Senatoren Jäger und Fücks gestern der Presse: Das vor einer Woche ausgehandelte Kaufangebot für 2/3 der Anteile an der Bremer Klöckner-Hütte hat im Senat (einstimmig) Zustimmung gefunden und auch in den Deputationen für Wirtschaft und Finanzen. Eine Finanzierungs- Konzeption lag den Deputationen allerdings nicht vor.

Gleichzeitig mußten die drei Senatsvertreter einräumen, daß ein Stahlkonzern, der die industrielle Führung übernehmen könnte, an dieser Interessentenlösung bisher nicht Interesse gefunden hat. Im Gespräch ist der Arbed-Konzern mit seiner belgischen Tochter Sidmar. Die Chancen, daß diese Firma sich an der neuen Bremer Stahl-Firma noch beteiligt, seien aber „eher gut als schlecht“, meinte Fücks. Der Bremer Senat habe „aus Überzeugung und aus Prinzip Hoffnung“ auch so das Interessentenmodell unterschrieben, erklärte Jäger. Aus grundsätzlichen Erwägungen wollten die Senatoren die verbreiteten Zahlen über die Unternehmensanteile nicht bestätigen (vgl. nebenstehenden Kasten).

Am 11.November wird der Aufsichtsrat der Klöckner- Werke in Duisburg über das Kaufangebot entscheiden, am 18.11. findet die nächste Sitzung der EG-Wirtschaftsminister zu dem Thema statt. Grundlage der „Interessentenlösung“ ist das „Tragfähigkeitsgutachten“ der Treuarbeit, die nach Auskunft von Wedemeier der Bremer Hütte eine gute Chance gibt, trotz der Belastung mit 800 Millionen Schulden rentabel zu arbeiten. Im Geschäftsjahr 1991/92

machte die Hütte noch ein Defizit von 140 Millionen Mark.

Der Stahlpreis pro Tonne aber schwankt kurzfristig zwischen 820 Mark (1990) und 400-500 Mark. Das bedeutet, da die Hütte 2 Millonen Tonnen im Jahr produziert, daß die preisbedingte Schwankungsbreite der Erlöse aus dem Stahl mehrere hundert Millonen Mark beträgt. Wenn der Personalabbau in der geplanten Weise auf 4.100 Mann weiter gehe, dann werde die Hütte mit 5-600 Mark pro Tonne kostendeckend produzieren, meinte Wirtschaftssenator Jäger.

Verärgerung gibt es unter den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat der Stadtwerke. Entschieden haben sie sich dagegen

hier bitte

die Kari

gewehrt, daß eine Finanzierung der Klöckner-Beteiligung aus ihren Pensionsrückstellungen erfolgen solle. „Das ist mit dem Betriebsrat und den Arbeitnehmerverretern im Aufsichtsrat der Stadtwerke nicht zu machen“, erklärten sie. Überhaupt seien den Arbeitnehmervertretern „bisher keine Unterlagen vorgelegt worden“, die eine Bewertung des Klöckner-Engagements ermöglichen würden.

Auch der Stadtwerke-Vorstand beklagt sich über mangelnde Information: „Da der Vorstand bisher an dem von dem Finanzsenator geführten Verhandlungen nicht beteiligt war, kann eine Prüfung dieser Überlegung erst jetzt beginnen.“

Der übergangene Stadtwerke- Vorstand pocht auf seine Initiative bei einer Beteiligung an Klöckner: „Diese Prüfung wird gewissenhaft erfolgen, und ein positives Ergebnis wird zu einem entsprechenden Vorschlag des Vorstandes im Aufsichtsrat führen.“

Weniger diplomatisch drückte das der ÖTV-Vertreter im Aufsichtsrat, Jan Kahmann, aus: „Wir wollen nicht, daß gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen wird.“ Dafür müsse sichergestellt sein, daß es ein „tragfähiges Konzept zur Sicherung der Klöckner-Hütte“ gebe und es dürften „keine Arbeitsplätze bei den Stadtwerken gefährdet“ sein.

K.W.

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